Spontan

Was zeigt man einem lang erwarteten Gast? Jemandem, der im Blog nicht nur mitliest? Es gibt ja soviel zu sehen.

Da ist es gut, dass neulich mein Fahrrad als nicht mehr Weitfahrtauglich ausgemustert und durch ein neues ersetzt werden musste. Das alte aber, das taugt allemal als Gästefahrrad. Und mit Fahrrad kann man ein bisschen mehr sehen von dem, was ich zu zeigen habe.

Zuerst aber ging es mal ins Grüne.

Es ist ja so.

Wenn sich einen Tag, nachdem ich einen Garten erworben habe, dieser lang erwartete und liebe Besuch ankündigt, spontan und für denn nächsten Tag, da hilft alles nix, da muss er erst mal mit in den Garten.

So ging es Herrn Ärmel. Letzten Freitag. Als er anrief, war ich grad auf den Sprung zu meinen Eltern. Zeugs in den Garten fahren. Und als er kam, am Freitag, musste er, bevor ich ihm die Stadt zeigte, erst mal mit raus, ganz in den Süden. Immerhin, mit dem Rad, da konnte er schon mal ein bisschen gucken, wie schön grün die Stadt ist.

Am Abend dann ohne Rad über die Karli, Burger beim Burgermeister und ich hoffe doch, dass ich Herrn Ärmel genug zu Wort kommen ließ, denn natürlich laberte ich die ganze Zeit. Gibt ja auch viel zu sehen im Wohngebiet.

Der liebe Gast hatte sich trotz Garten ein gutes Wochenende rausgesucht, denn neben Klassik airleben im Rosenthal fand auch das Badewannenrennen statt. Und die Global Space Odyssee. Aber das habe ich erst gemerkt, als sie zu Ende war.

Stattdessen machten wir sightseeing, natürlich mit dem Rad, denn die Innenstadt hat man in drei Stunden gesehen, wenn man sich aufs Wesentliche konzentriert und dann kann man wieder durchs Grüne und raus an den Karl-Heine-Kanal fahren und ein bisschen sanierte Industriearchitektur gucken. Ich war einmal mehr verblüfft, wie schnell manche Häuser saniert werden und verlor natürlich mindestens zwei Mal die Orientierung. Wenn aber da, wo ein Wächterhaus jahrelang den Weg wies, plötzlich ein rekonstruiertes Haus steht, kann man ja auch mal, vom frischen Weiß der Fassade geblendet, ne Brücke übersehen. Eine andere war gesperrt, noch mehr Häuser saniert, Abfahrten und Zuwege nicht mehr erkennbar… ich hätte fast die Kneipe nicht gefunden. Andere Dinge waren plötzlich auch nicht mehr da. Oder ganz woanders. Oder ich habs beim Plappern verpasst. Zum Glück ist die Stadt ja so, dass es immer genug anderes zu sehen und zu erklären gibt und man die Route spontan ändern kann. Inch, der orientierungslose Erklärbär.

Und dann standen wir an der Klingerbrücke und wunderten uns über die viele Polizei, fanden heraus, dass es hier um die GSO geht, fragten gleich so junge Menschen, wo die langgeht und erfuhren, dass sie grad zu Ende ist.

Inch ist nicht nur orientierungs- sondern auch noch ahnungslos. Aber immerhin, da ich andere Dinge nicht gefunden hatte, waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnten uns noch das junge Volk betrachten, das längs des Elsterflutbeckens in den Anlagen lümmelte, sich von der Demo erholte und Kräfte sammelte für die Afterdingsbumsparties.

Das ist natürlich nichts für gestandene Menschen wie den Herrn Ärmel und mich und so zogen wir, während sich das Kleine Kind Richtung Süden begab, Richtung Norden, ins Rosenthal. Die Idee hatten nun tatsächlich sehr viele Menschen auch und so lagen wir da nicht allein. Um uns picknickte und grillte und schnatterte es, während vorn das Gewandhausorchester spielte und sang.

Was sie spielten und sangen, konnte ich am Samstag nicht sagen, auch Herr Ärmel war da keine Hilfe, aber gemeinsam konnten wir einige Sachen ausschließen, wie zum Beispiel den Bolero, oder den Gefangenenchor, Wagner, Carmina Burana… Ist ja auch Wurscht, es war schön und ich finde, solche Konzerte könnte es den ganzen Sommer über geben. (Im Übrigen, Herr Ärmel, habe ich nachgeschaut, es gab Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie-Kantate „Lobgesang“ und diverse Opernarien von Verdi, Puccini und *hüstel* Wagner)

Immerhin, am Sonntag wusste ich dann genau Bescheid. Badewannenrennen. Das aller allerletzte Mal fand es statt und es freut mich immer noch, dass ich das einem Bloggerfreund zeigen konnte. Zwar waren nur 7 Boote am Start, dafür hat die nato wieder einen genialen Moderator gefunden. Hat Riesenspaß gemacht. Davon berichte ich aber später mal.

Es war ein schönes Wochenende mit einem lieben Freund. Und nachdem ich heute im Garten war und gegen die Elemente gekämpft habe, bin ich richtig froh, dass er mich das ganze Wochenende von dieser Arbeit abgelenkt und ferngehalten hat. Danke Herr Ärmel! Ich hoffe, es war nicht Ihr letzter Besuch. Darf auch wieder spontan sein.

Apropos. Den Grill habe ich heute raus gebracht.

Über Inch

www.inch.beep.de
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13 Antworten zu Spontan

  1. Herr Ärmel schreibt:

    Huch, so schnell schon einen Erlebnisbericht zu schreiben, das schaffe ich nicht.
    Ich bin noch ganz übervoll von Eindrücken, dass ich jetzt erstmal Bilder sortiere zum Runterkommen.
    Und meine Spontandrohung, wiederzukommen, die werde ich wahrmachen.
    Nach einem Gegenbesuch mit Bembellanderkundung versteht sich.
    Ich bin überwältigt von so viel herzlicher Gastfreundschaft und der beeindruckenden Sehenswürdigkeit der Stadt.
    Vielen, vielen herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle.

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  2. gemeinsamleben schreibt:

    Beim nächsten mal, liebe Inch und werter Herr Ärmel, sollten sie nicht auf die Führung meiner Person verzichten, die derzeit mit Hochdruck am „1. (oder zweiten, oder dritten, egal, keine Ahnung) Leipziger Biergartenführer“ arbeitet. Es wäre mir eine Ehre, nach all dem mühsamen Testtrinken durch alle Leipziger Biergärten, ihnen die Creme de la creme vorstellen zu dürfen 😉 Darauf: ein dreifach kräftiges Hicks und Prost.

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  3. Inch schreibt:

    Hallo Zaph, ich wusste, dass Du anspruchsvoll bist 😀
    Das Badewannenrennen sollte letztes Jahr schon das letzte sein. Es gibt eine Vereinbareung zwischen allen beteiligten Vereinen, dass nach der Sanieung des Beckens vor dem Völki keins mehr stattfindet. Weil man schon eher mit der Sanierung rechnetet, glaubte man nicht auf eine weitere Auflage 2015. Deshalb wohl die geringe Teilnehmerzahl. Denn wenn nicht sicher ist, dass es satt findet, fängt man nicht an zu bauen. Manche tun das schließlich fast ein Jahr lang.
    Offenbar wurde kein alternatives Becken gefunden. Könnte aber auch sein, dass bei den Veranstaltern die Luft raus ist. Es gibt ja auch keinen naTo-Cup mehr

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  4. Zaphod schreibt:

    Iiiiich? Anspruchsvoll? Niemals *g*
    Wat für ne Sanierung? Sag nicht die basteln da dran rum demnächst. Das wäre so typisch, den Triumphbogen in Paris verhüllen sie auch immer wenn ich da bin.

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  5. Pingback: Herr Ärmel, es geht auch in Hörweite! | Inchs Blog Nr. 2

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