Trödel, Tanzen, Feste feiern

Es ist wie immer in dieser Stadt. Wochenlang passiert nix und dann gleich alles am selben Tag oder Wochenende.

Oder liegt es an mir? Wenn ich mir nichts vornehme, nehme ich auch nichts wahr, doch sobald ich nur einen Termin habe, fallen mir noch andere Gelegenheiten auf?

Das ist ja wie mit dem Urlaub. Man entscheidet sich, zum Beispiel, nach Rumänien zu fahren. Und plötzlich übertrifft sich das Fernsehen mit Dokus über das Land. Oder wissen Sie noch? Früher, als Sie oder Ihre Frau schwanger war? Plötzlich waren alle schwanger.

Na wie dem auch sei, es ist Wochenende und ich habe einige Termine zu koordinieren.

Ich! Die ich privat eher zum Chaos neige.

Ich stehe also am Samstag recht zeitig auf. Und komme doch als letzte. Das Große Kind, die Prinzessin und der Kleine König sind schon da.

Feinkostgelände.

Flohmarkt.

Flohmarkt außer der Reihe, weil heute auch Karlibeben ist, das Straßenfest auf der Karli. Die Bauarbeiten sind zwar im Großen und Ganzen abgeschlossen, aber das Beben kann ja bleiben. Und außerdem, man weiß ja nie, vielleicht wird bald wieder gebaut. Weil jemand ein Kabel vergessen hat oder sich in Deutschland verschiedene Bauträger grundsätzlich nicht einigen können.

So jedenfalls wars in der Straße der Kleinfamilie, die auch so eine Lebensader eines anderen Viertels ist. Erst wurde alles aufgerissen und gebaut. Ich glaube, die Gleise. Oder waren es doch erst die Parkbuchten? Dann wurde alles fein ordentlich gemacht. Jetzt ist wieder Baustelle. Ich glaube, die bauen dasselbe noch mal. Kann aber sein, dass mir das nur so vorkommt.

Wir schlendern übers Feinkostgelände, erstehen einige Dinge und halten uns dann noch sehr, sehr sehr lange im Patiperro auf. Eine Hose für die Oma, ein Rock fürs Große Kind, ein Kleid für die Prinzessin, ein Hemd für den Kleinen König.

Ein spätes Frühstück, während sich das Feinkostgelände nun füllt, auf der anderen Straßenseite und schon geht es, nach kurzem Kamerawechsel zu Hause, auf zum nächsten Termin.

Sommerfest der DHFK. Und die Prinzessin tanzt. Dieser Termin ist Pflicht. Ganz klar.

Dann wieder Kamerawechsel zu Hause und zurück auf die Karli.

Löffelfamilie.

Weil sich der Beginn verzögert, verpasse ich nichts von Torpedo Dnjeprpetrowsk, der Band, wegen der ich mich genau hier mit dem letzten Mitbewohner verabredet habe. Aber der, so stellt sich später raus, versteht etwas falsch und kommt nicht. Ich bin ein bisschen frustriert, J. und S. sind auch nicht da, und so starte ich allein zu einem kleinen Rundgang übers Beben. Nach 50 m höre ich schon meinen Namen. So ein Wohngebiet ist schon toll. Letztens in Geithain im kleinen Zoo saß nachmittags ein einsamer alter Herr auf der Bank links von uns. Rechts zwei ältere Damen. Sie kannten sich ganz offensichtlich nicht. So ist das eben, wenn wir unsere Eltern und Großeltern in Altersheime stecken. Dann landen sie irgendwo, wo sie niemanden kennen und sterben einsam, während wir uns einreden, dass sie es da, unter Gleichaltrigen viel besser hätten als an ihrem Wohnort oder gar, Gott behüte, bei uns.

5 Minuten später trabt der letzte Mitbewohner vorbei, mit einem Kumpel aus dem Theater im Schlepptau. Das mit der Löffelfamilie… er dachte, ich bin bei Familie Löffel. Privat. In einer Wohnung.

Wir schlendern gemeinsam. Aber der Theaterkumpel ist nicht in Stimmung. Innerhalb des nächsten Monats muss er zurück, nach Hause, wohin er nicht kann, weil ihm da Gefahr droht. Wir sind alle etwas fassungslos. Ich glaube, Anträge werden heutzutage nach Ländern entschieden.

Pakistan? Nach Hause.

Tunesien? Ab damit.

Libanon? Sie haben vier Wochen, das Land zu verlassen.

Folter? Haft? Das scheint mir nicht schlüssig. Wieso sind sie noch mal in ihre Wohnung zurück, als sie entlassen wurden, statt sofort zu fliehen? Nein, nein, so schlimme kann es nicht gewesen sein. (Der Entscheider)

Fußball ist heute übrigens auch. Die Brausemannschaft gegen Dortmund. Es gibt sogar einen Freisitz, der überträgt. Wir setzen uns auf eine Wiese, wo wir der Musik der Straße lauschen, den Jongleuren zusehen und die Reaktion der Fußballfans sehen können. Fotos davon habe ich keine gemacht. Irgendwann ist auch mal gut.

Für die, die ich Ihnen zeige, gilt wie immer: Wer ganz und groß gucken will: drauf klicken.

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4 Antworten zu Trödel, Tanzen, Feste feiern

  1. Herr Ärmel schreibt:

    Klasse Fotos, die Sehnsucht nach Leipzig machen… Hach ~~~~~

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  2. Zaphod schreibt:

    Cooles Fest, ein Sousaphon sieht man auch nicht alle Tage.

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    • Inch schreibt:

      Ich habe es möglicherweise zum ersten Mal gesehen. Oder ich habe es vorher immer für ein besonders originell geformtes Blechblasdingens gehalten. Danke für das Füllen der Wissenslücke

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