Verloren (15.Oktober 2017)

Heimfahrten sind eigentlich nicht der Rede wert. Doch wenn sie lang sind oder der Urlaubsort ein eher nicht in den Top 10 Deutscher Reiseziele vorhandener, kann es schon recht spannend werden.
Obwohl wir nicht direkt nach dem Viehtrieb nach Hause geflogen sind, galt der im Reisepreis enthaltene kostenlose Flughafentransfer auch für uns. Das ist einer der Pluspunkte an kaukasus-reisen.de. Und natürlich wurden wir zu diesem Zweck in aller Herrgottsfrühe in unserem Quartier am Rande Tbilissis abgeholt. Unsere Wirtsleute freilich machten sich Sorgen, dass wir über den Tisch gezogen werden und fragten nach dem Preis, den wir zu entrichten hätten. Sie waren sichtlich beruhigt, als wir erklärten, dass es uns nix kosten würde. Auch Armenier und Russen sind eben gastfreundlich und besorgt um das Wohl ihrer Gäste. So hatten eigentlich nur wir Sorge, dass wir verschlafen würden oder so. Immerhin, der Flieger hebt 5:35 Uhr ab. Und online einchecken ist nicht.
Wir verschlafen nicht.
Und der Fahrer findet unser Domizil.
Im Jeep sitzt ein Ehepaar, das wir beim Abendessen am ersten Sonntag kennengelernt haben und das die 14-tägige Rundreise durch Georgien gemacht hat. Das ist ein großes Hallo. Aber nur ein kurzes. Denn auf dem kleinen Stück bis zur ersten befestigten Straße ruckelt der Jeep durch Schlaglöcher, die Hintertür springt auf und zwei Koffer und MEIN Rucksack suchen das Weite.
Was bin ich froh, dass ich mich gestern entschieden habe, Wein und Tschatscha erst auf dem Flughafen zu kaufen. Nicht wegen des Duty Free Shops und schon gar nicht aus Angst, der Rucksack könnte aus dem Auto fallen. Ich hatte mir eher Sorgen um die doch recht ruppige Art des Flughafenpersonals sowohl hier als auch in Deutschland gemacht und befürchtet, eine der Flaschen könnte diese Behandlung nicht überleben. Na die im Jeep hätten alle nicht überlebt.
Nach dem Zwischenfall verebbt das Gespräch. Alle sind müde und das Adrenalin, das ein Körper nachts halb vier aufzubringen in der Lage ist, wurde beim Flug der Gepäckstücke vollends verbraucht. Ich bin außerdem damit beschäftigt, meinen Rucksack festzuhalten. Man weiß ja nie. Und die Straßen in Tbilissi sind nun auch nicht gerade rüttelfrei.
Aber wir erreichen ohne weitere Vorfälle den Flughafen, verlieren das Ehepaar schnell aus den Augen, checken ein und gehen shoppen.
Und hier verliere ich das zweite Mal. Da wir nämlich noch ca 1,5 Stunden Zeit haben, zähle ich meine Lari zusammen, überlege, wie viel ich für Kaffee und Zeugs brauchen werde und shoppe für den Rest. Dabei rechne ich fein sorgfältig die in Lari angegebenen Preise zusammen und wackle mit Wein und Tschatscha und Tee zur Kasse. Die Tante dort tippt die €- Preise ein, rechnet dann zurück in Lari und –schwupps- kostet alles das doppelte. Ich versuche mich zu wehren und erinnere sie daran, dass ich gesagt habe, dass ich in Lari bezahlen möchte. Sie glotzt mich frech und – wie ich finde – ein bisschen bis schwer überheblich an und sagt ja: xxx Lari. Zum Glück kann die Freundin aushelfen. Ich hätte natürlich in Euro zahlen können. Aber irgendwie widerstrebt es mir, der Tante diese Währung in ihren gierigen Rachen zu schmeißen (Ich weiß, sie befolgt vermutlich irgendwelche Anweisungen eines noch geldgierigeren Chefs. Oder auch nicht).
Ich jedenfalls bin bedient und gebe meine Euronen lieber den Mädchen am Kaffeestand.

Inzwischen sind lecker Wein und Tschatscha geleert. Den Tee habe ich verschenkt und der schmeckt hoffentlich auch. Socken, Filztasche und Spielzeug haben ihre neuen Besitzer gefunden und in meine Küche hat ein neues hölzernes Utensil Einzug gehalten.
Der Urlaub war kurz, nur zwei Wochen lang, aber sehr intensiv. Am liebsten würde ich gern und sofort wieder hinfahren. Aber für 2018 habe ich schon andere Pläne. Und nach Armenien will ich ja auch noch mal. Und nach Russland MUSS ich nochmal. Wer weiß also, ob ich je wieder nach Georgien komme. Obwohl ich mich ja nun gerade eingelebt hatte.
Heute gibt es ein paar Bilder, die noch ein bisschen übrig geblieben sind. Als Diashow und durcheinander. In der Hoffnung, dass die Art der Betrachtung ein bisschen von der Vielfalt des Landes zeugt. Obwohl wir ja nur ein kleines Stück gesehen haben und nicht mal am Meer waren.
Danke fürs Lesen und Fotos gucken.

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13 Antworten zu Verloren (15.Oktober 2017)

  1. Salli schreibt:

    Auch als – die Freundin- war es für mich interessant deiner Reise zu folgen, die ja auch meine oder unsere war. Viele Dinge habe ich ähnlich gesehen oder empfunden, aber einige Situationen auch ganz anders. Das finde ich schon sehr spannend, so im Nachhinein für mich, wie unterschiedlich man die selbe Situation erleben kann. Insgesamt war es ein sehr schöner, vielschichtiger Urlaub. Ich möchte nochmal hin!! Vielen lieben Dank😊😊

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  2. wildgans schreibt:

    Was sind das für riesige Rohre in dieser Stadt?
    Mich interessieren deine Berichte sehr, zumal sie bunt und nicht nur schwärmerisch sind!

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    • Inch schreibt:

      Das gehört zu den futuristischen Neubauten der Stadt. Es soll mal ein Ausstellungszentrum werden und eine Konzerthalle. Architekt ist Massimiliano Fuksas. Das Gebäude ist umstritten und noch nicht in Betrieb

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  3. Vinni schreibt:

    Vielen Dank fürs mitnehmen!
    und die Postkarte 🙂

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  4. Trude schreibt:

    Auch von mir vielen Dank fürs „mitnehmen“ auf deiner Reise. Da habt ihr ja richtig viel erlebt und zum Glück bist du gesund wieder heim gekommen. Viele Grüße aus DD, die Trude.

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  5. freiedenkerin schreibt:

    Danke für deine eindrücklichen Reiseberichte und die zahlreichen guten Fotos. Ich freue mich schon auf deine nächste Tour, und hoffe, dass du uns dann auch wieder virtuell daran teilhaben lassen wirst.

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  6. Zaphod schreibt:

    Danke für’s Schreiben und Fotos machen. War wie immer ein Vergnügen zu lesen und zu sehen 😉
    Jetzt kann ich das Internet wieder ausmachen *g*

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  7. Gudrun schreibt:

    Ich danke dir für den Reisebericht und die Fotos. Es war für mich sehr interessant. Plane mal schon deine nächste Reise. Ich freue mich darauf, wieder deine Berichte lesen zu können.

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