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Kurze- Hosen- Wetter, oder? (22.10.2020)

Ich sags Ihnen gleich: Heute gibt es viele Fotos. Das Wetter war einfach zu schön. Jedenfalls am Start und am Ziel.

Tapfer schlüpfe ich in die kurze Radlerhose.

Und dann, nach einem wirklich voluminösem Frühstück (muss ja schließlich eine Weile halten), fahre ich noch mal in die Altstadt und schaue sie mir ausgiebigst an. Ein paar Fotos habe ich Ihnen gestern schon präsentiert.

Ich radle zur Burg und runter an die Elbe, entlang der Stadtmauer, fahre durch Tore und Gassen und enge Gassen. Es gibt hier soo viel Fachwerk.

Tangermünde liegt im Landkreis Stendal, also in der Altmark. Es ist eine Hansestadt. Aber auch eine Kaiserstadt. Diesen Titel hat sie, weil sie im 14. Jahrhundert mal kurz Zweitsitz des Kaisers Karl IV. war. In dieser Zeit wurde auch die Burg Tangermünde ausgebaut. Die hatte 925 schon ein Markgraf errichten lassen. Zwei Jahrhunderte war sie Reichsburg und diente der Grenzüberwachung an der Elbe.

Die Stadt Tangermünde entstand erst im 13. Jahrhundert. Ihre Blütezeit erlebte die Hansestadt im 15. Jahrhundert. Anfang des 17. brannte sie fast vollständig ab und danach entstanden die Fachwerkhäuser. Oder jedenfalls viele. Stadtmauer, Rathaus, Kirche und Burg hatten den Brand überlebt.

Ich genieße die Sonne, die Architektur, die Geschichte und lese viele Erklärtafeln, dann mache ich mich auf den Weg Richtung Havelberg.

Ich entscheide mich, linksseitig der Elbe zu bleiben. Bis Billberge geht es am Fluss entlang, wenn auch ziemlich häufig mit einem Damm, der mir den Blick aufs Wasser verwehrt.

In Arneburg könnte ich noch einmal die Flussseite wechseln, oder linksseitig auf kürzestem Weg über Dalchau bis York Stein fahren, aber das Wetter ist schön und ich bleibe auf dem diesseitigen Radweg und mache einen ziemlichen Umweg über Hohenberg- Krusemark. Hier stoße ich auf den Altmarkrundkurs, der bis Havelberg identisch mit dem Elberadweg ist. Zumindest bis Schwarzholz ist das eine ziemlich sinnlose Route. Öde Dörfer, langweilige Landschaft, jedenfalls im Oktober, und keine Einkehrmöglichkeiten.

Außerdem zieht es sich wieder zu und wird etwas frisch.

Wenigstens gibt es alle paar Kilometer diese überdachten Rastplätze. Da kann man nicht meckern. In Sachsen- Anhalt waren die überall. Inklusive Mülleimer.

Ich mache also Rast und starre auf Felder, Silos und in Plastik verpacktes Heu.

Es gibt dann doch wenigstens eine Kirchenruine zu besichtigen in der Wüstung Käcklitz. Die Kirche ist ein Backsteingebäude aus der Frühgotik, später, im 15. Jahrhundert, wurde sie umgebaut.

Die Kirche fiel mit dem Dorf Käcklitz, 1321 das erste Mal erwähnt. Es gab dort sogar eine Schule, allerdings nur bis 1953.

Dummerweise verlief eine Panzerstraße der Sowjetarmee durch den Ort, 2x im Jahr fanden Manöver statt. Ich habe mal in meiner Teenagerzeit neben eine „Russenkaserne“ gewohnt, obwohl noch jung, habe ich von den Schäden gehört, die Panzer an Gartenzäunen und Hausmauern anrichten können und für die es nie eine wirkliche Entschädigung gab. Mich wundert also nicht, dass die letzte Familie das Dorf 1968 verlassen hat.

Übrig geblieben ist die Ruine der Kirche, in der 1962 die letzte Konfirmation und 1968(!) der letzte Gottesdienst stattfand.

Hier ist es fast ein bissl gruselig. Ich bin nämlich ganz allein hier und um mich herum nur Wald.

Schnell weiter. Hinter dem Gutshaus Büttnershof führt der Weg zur Fähre nach Sandau.

Doch die ist seit einem ¾ Jahr außer Betrieb.

Laut meiner Karte UND dem Navi müsste ich jetzt nach Werben und von dort zurück nach Räbel, um die dortige Fähre zu nutzen. Ein Umweg von 15 km.

Ich bin angefressen und nicht mal sicher, ob die andere Fähre nicht auch nicht fährt.

Aber ein Pärchen in einem ankernden Boot versichert mir erstens, dass in Räbel alles arbeitet und gibt mir zweitens einen Tipp für eine Abkürzung. Einfach immer den Damm lang. Da fahre ich zwar alle Nasen lang an Betreten Verboten Schildern vorbei, aber da soll mal einer kommen. Jetzt. Dem zieh ich die Luftpumpe über den Schädel.

In Havelberg scheint dann wieder die Sonne, ich checke in meiner pomfortionösen Unterkunft ein, dusche und erkunde die zweite Hansestadt an diesem Tag.

In Havelberg gibt es einen Dom, enge Gässchen, eine Kirche aus dem 14. Jahrhundert, einen Stadtgraben und natürlich, viel Fachwerk und Backstein. Und weil die Stadt nur etwas über halb so groß ist wie Tangermünde, ist die Altstadt schnell erkundet. Die liegt auf einer Prignitzer Insel in der Havel, die etwas weiter in die Elbe mündet.

Der Dom, im 12. Jahrhundert ursprünglich im romanischen Stil erbaut, wurde nach einem Brandschaden im 13./14. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Wie eine Trutzburg erhebt er sich über der Stadt und man hat von da einen schönen Blick auf die Insel, den Graben und sogar die Elbe.

Ich schlunze noch etwas durch die Stadt, in der Touristikinformation erhalte ich einen kleinen Altmarkrundkursführer, der mir die Weiterfahrt morgen erleichtern wird, ich laufe am Stadtgraben lang und stelle fest, etwas zu Essen zu finden, ist doch etwas schwierig. Die einen schließen, die anderen öffnen erst eine halbe Stunde später. Schließlich lande ich in einem Italiener am Stadtgraben. Und bevor ich schlafen gehe, genieße ich noch mal den nächtlichen Blick auf die Kirche St. Laurentius vom Hinterhof der Herberge aus.

Viele Bilder gibt es heute, wer drauf klickt, kann groß gucken.

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Rad statt Zug (21.10.2020)

Eigentlich säße ich jetzt im Zug. Würde durch Südosteuropa gurken. Rumänien, Moldavien, Ukraine. So in etwa. Genau geplant hatte ich noch nicht. Es war ja relativ früh in diesem Jahr klar, dass das wohl nichts wird. Wenn frau realistisch ist und Corona nicht als Grippe abtut.

Alternativ also wandern mit der Prinzessin. Die hatte sich das gewünscht. Ich habe ein Buch gekauft zum Grünen Band und schon mal geguckt wo und in welchen Etappen.

Aber die Prinzessin wollte dann doch nicht.

Also Radtour. Elberadtour. Geplant, Unterkünfte gebucht, noch mal eine bessere Radwanderkarte gekauft, entschieden, dass ich die letzten zwei/drei Tage den Elberadweg verlasse, stattdessen durch die Altmark nach Salzwedel gurke.

Dann habe ich gespannt den Wetterbericht verfolgt.

Sonntag 10°C, Regen zwischen Elster und Dessau.

Unterkunft storniert.

Montag 10°C, Regen zwischen Dessau und Walternienburg.

Unterkunft storniert.

Dienstag 10°C, Regen zwischen Walterniendorf und Magdeburg.

Unterkunft storniert.

Am Mittwoch sollte es dann nur vormittags regnen. Aber 10°C mit ohne Regen lassen sich aushalten.

Also Zugticket besorgt, Fahrrad gestreichelt, warme und Regensachen eingepackt und dann ging es am Mittwoch in aller Herrgottsfrühe erst mal nach Magdeburg. Im IC hatte ich noch nie einen Fahrradplatz, eine interessante Erfahrung.

Der Bahnhof in Magdeburg ist, ungemütlich, zugig und kalt. Und in Sachsen- Anhalt muss man auch im Bahnhof Mund- Nasen- Schutz tragen. Da steht auch Polizei rum und passt auf.

Richtig so.

Es wird auch ständig geputzt. Das ist auch richtig. Aber wenn frau sich Frühstück organisiert hat und dann die Bank nass ist, ist das bei dem Wetter blöd.

Na gut. Ich halte mich schon wieder viel zu lange an Nebensächlichkeiten auf.

Ich bin mit der S- Bahn nach Zielitz gefahren. Und dort, im Regen, Richtung Rogätz, wo ich auf den Elberadweg kommen wollte.

10:03 losgefahren, 10:23 Uhr das erste Mal verfahren. Orientierungsläuferin wäre nie meine Sportart gewesen. Obwohl… mit Karte und Kompass habe ich mich immer gefunden. Heutzutage hat man ja Smartphone. Ich immerhin auch Karte. Aber Zielitz ist da nicht drauf. Da musste ich so nach Gefühl..

Ich habs gefunden. In Rogätz war der Elberadweg gleich mal gesperrt. Ich hab dann trotzdem den Umweg gefunden.

Schon bis hierher gab es echt schöne Fotomotive. Aber bei 10°C und Regen fehlt mir jede Motivation für Fotos.

So sehr lange führt der Radweg dann gar nicht an der Elbe lang. Also so, dass frau den Fluss sieht. Also bis Bertingen schon. Dann mindestens ein Damm ist immer zwischen mir und dem Fluss. Ganz oft auch Dörfer, Felder, Wiesen, Wälder.

Aber die Gegend ist schön. Und Gegend gibt’s ja hier viel. Es hört auch auf zu regnen. Noch vor Mittag!

Apropos. Ich könnte jetzt mal irgendwo einkehren. Ich bin schon ziemlich hungrig, als mich eine Werbung davon abhält, an einem der zahlreichen überdachten Rastplätze zu picknicken und weiter nach Bittkau zu fahren.

Doch die beworbene Kneipe hat nur freitags und samstags geöffnet. Arrghh

Zwei Drei Kilometer weiter zweige ich ab zu einem Family Camp in Kellerwiehl.

Hier gibt’s eine Gaststätte mit einfacher Küche. Sehr freundliches Personal, preiswert und warm. Genau das, was ich jetzt brauche. Ich muss so ein Formular ausfüllen, so eins zur Kontaktnachverfolgung im Ernstfall. Das gibt’s in Sachsen nicht.

Nach der Mittagspause regenet es natürlich wieder.

Jetzt geht es ganz richtig weg von der Elbe.Dafür gibt’s viele Zugvögel zu sehen. Irgendwelche Wildgänse und Enten, die in riesigen Schwärmen auf den Äckern rasten.

Hinter Buch, wo der Radweg wieder an der Elbe entlang bis Tangermünde führt, gibt’s eine NABU- Beobachtungsturm. Aber das Federvieh ist wohl noch auf den Äckern.

Der Blick auf Tangermünde, eine Hansestadt, ist aus dieser Richtung schon sehr vielversprechend. Schade das es regnet. Trotzdem schiebe ich mein Fahrrad ein Stück durch die Altstadt, verrenke mir den Kopf, gucke, staune. Es ist einfach wunder wunder schön. Morgen soll ja die Sonne scheinen. Morgen muss ich noch mal sightseeing machen, bevor ich weiter fahre.

Ich fahre jetzt erstmal zum Hotel, etwas außerhalb der Altstadt, aber direkt am Radweg. Mit abschließbaren Fahrradräumen.

Ich bin fix und alle, und regeneriere einfach nur. Mit Duschen und Schlafen.

Die Bilder, wenn Sie gucken mögen, sind teilweise auch vom nächsten Tag. Und Sie werden groß, wenn Sie drauf klicken

 

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Pfeffer mit Kuchen

Hand aufs Herz:

Was wissen Sie über Pfefferkuchen (in manchen Gegenden auch Lebkuchen genannt)?

Dass man sie Weihnachten isst und sie viel zur früh, so ab August in den Supermärkten rumliegen?

Und woher kommen Pfeffer/ Lebkuchen? Welche Ort fällt Ihnen dazu zuerst ein?

Ich wette, die meisten denken zuerst an Nürnberg. Vielleicht auch an Aachener Printen. Denn Printen heißen Leb- und Pfefferkuchen eben anderswo. Oder vielleicht nennt man die Teile in Ihrer Gegend auch Honigkuchen? Wobei Honigkuchen ja nicht ganz exakt ist, denn aus diesen einstanden ja die Gewürzkuchen.

Egal Wie auch immer Sie es kennen oder nennen mögen. Die Dauerbackware ist keinesfalls ein reines Weihnachtsgebäck. Früher wurde sie vielmehr zu allen Feiertagen verspeist, und davon gab es, zumindest in Sachsen, 100. Hier bei uns heißt die süße Dauerbackware übrigens Pfefferkuchen. Und zwar nicht, weil da irgendwo Pfeffer mit reingemengt wurde, sondern weil orientalische Gewürze früher einfach alle Pfeffer hießen. Und fremde, unbekannte Gewürze sind schon drin, in den Pfefferkuchen: Wenn Sie nur bedenken, dass Anis und Zimt keine heimischen Gewürze sind.

Jedenfalls, ungefähr im Mittelalter spezialisierten sich die Bäcker in Schwarz- und Sauerteigbäcker und in die Weiß- und Süßbäcker. Letztere lieferten Kuchengebäck, weswegen sie auch Küchler genannt wurden, und zu ihnen gehörten eben auch die Bäcker von Pfefferkuchen.

An manchen Orten blieben die Pfefferküchler in den Bäckerinnungen, als Inhaber eines Kuchentisches, an anderen bildeten sie eigene Innungen. Im heutigen Polen geschah das schon im 13. und 14. Jahrhundert.. Auch in Nürnberg bildeten die Pfefferküchler eigene Innungen. Und in Pulsnitz, der Pfefferkuchenstadt in Sachsen. Heute gibt es da noch einige Handwerksbetriebe, Pfefferküchlereieen eben, und eine Fabrik.

Ich weiß das, weil Freundinnen früher in Pulsnitz lebten und arbeiteten und es gab nichts schöneres als, egal zu welcher Jahreszeit, von Küchlerei zu Küchlerei zu strollen und sich mit Pfefferkuchen einzudecken.

Die Freundinnen wohnen nicht mehr da. Wir müssen warten bis zur Adventszeit, denn da werden die Leckereien auf den Weihnachtsmärkten hier verkauft.

Oder man fährt in die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft in den Urlaub. Und logiert nur 2 km entfernt des Städtchens Weißenberg,

Gerade mal knapp 4000 Menschen leben da. Aber am Markt, nicht zu übersehen, steht das Pfefferkuchenmuseum.

Ein PFEFFERKUCHENMUSEUM.

Das kann man auch ohne Enkel besuchen. Ich war natürlich mit dort.

Das Pfefferkuchenmuseum in Weißenberg ist eine alte Pfefferküchlerei, die bis 1937 noch in Betrieb war, dann aber vom letzten Inhaber wegen fehlender Erben der Stadt vermacht wurde.

Da sie relativ schnell Museum wurde, nur nach 1945 diente sie 14 Jahre als Wohnhaus, blieb die Struktur des Handwerkbetriebes weitgehend erhalten. Und europaweit ist sie die älteste Pfefferküchlerei, die als Museum genutzt wird.

Das Haus stammt aus dem 17. Jahrhundert. Vermutlich gab es an gleicher Stelle schon früher eine Pfefferküchlerei, allerdings wurde die Stadt im 30jährigen Krieg zerstört. Vom Wiederaufbau an betrieb die Familie Opitz/ Bräuer die Küchlerei bis eben 1937. Küchler war ein sehr vornehmes Handwerk und die Rezepte natürlich streng geheim.

Man betritt das Haus durch den Verkaufsraum, den man am liebsten nicht mehr verlassen würde. Denn natürlich, hier werden Pulsnitzer Pfefferkuchen verkauft. Direkt vom Laden aus geht es in die Ladenstube. Dort wurde gegessen, gelebt und verziert. Richtig spannend wird es dann im Hausflur mit der riesigen Riegelesse. Darunter ein nicht weniger großer altdeutscher Backofen, daneben bzw davor Koch- und Löschkessel und der Hausherd. Die Esse ist so riesig, da war auch Platz, um gaanz viele Würste und Schinken und Speck aufzuhängen und nebenbei zu räuchern. Ich meine, wenn Sie bedenken, dass die Backröhre, NUR DIE BACKRÖHRE, ein Ausmaß von 2,30 x 1,90 m hatte.

Gleich neben dem großen Backofen führt eine Falltür in den Keller. Dort wurde auch der Honig und Honigmet gelagert. Und in einem darüber liegenden dunklen Raum der Pfefferkuchenteig, und zwar 6 Monate bis 2 Jahre!!! Wenn der so gereifte Teig weiter verarbeitet wurde, musste er erst erwärmt und anschließend auf der Teigbreche zerkleinert werden.

Vom Treppenhaus kommt man in einen Raum mit vielen vielen Pfefferkuchenformen, vom Model bis zur Austechform, aus verschiedenen Materialien. Das war die „Dunkle Backstube“. Hier entstand der Grundteig aus Roggenmehl, Honig und Wasser. Da man noch keine Backtriebemittel kannte, musste der Teig wie oben erwähnt, dann so lange reifen. Beim Brechen wurden die kristallinen Strukturen des Honigs dann aufgebrochen und mit jedem Bruch wurde der Teig heller. Dann erst kamen die Gewürze, der „Pfeffer“ , dazu und in der hellen Backstube entstanden dann die Leckereien

In der ersten Etage liegen die sogenannte Gute Stube und das Schlafzimmer, und im Hausflur mit der nicht zu übersehenden Riegelesse die Gewürz- und Vorratskammer. Hier sind Gewürze, Aromen, Lote, Gewürzwaagen und natürlich geheime Gewürzmischungen ausgestellt.

Im Hinterhof schließlich lädt ein Haus in eine Ausstellung ein.

Der Kleine König ruft: Oh, ich glaube, ich träume!

Denn hier kann man Pfefferkuchen bestaunen. Häuser und Herzen und Figuren. Aus verschiedenen Ecken Deutschlands und aus anderen Ländern. Der Raum ist zu klein, alles auszustellen. So öffnet man Schübe unter den Vitrinen und staunt und staunt und staunt.

Bevor wir das Museum verlassen, kaufen wir natürlich noch Pfefferkuchen. Pulsnitzer.

Ihnen liebe LeserInnen empfehle ich, die auch mal zu kosten. Und wenn Sie irgendwo mal über eine als Museum fungierende Pfefferküchlerei stolpern, gehen Sie hinein. Es lohnt sich. Und ist spannend. Denn wir alle kennen die Backware ja, sei es nun als Pfeffer-, Leb-, Gewürzkuchen oder eben Printe.

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Überraschungen – ganz im Osten

Als ich den Reiterurlaub buchte, achtete ich nur darauf, dass der Hof in Sachsen liegt. Ich wollte sicher sein, falls wieder irgendwelche Bundesländer den Bewohnern anderer Bundesländer verbieten, einzureisen.

Ich buchte, als klar war, dass man irgendwie wieder Urlaub machen kann. In Deutschland. Das war genau am 13. Mai. Gleich der erste, den in anschrieb, rief zurück und ich reservierte. Wo genau, da habe ich erst später geguckt.

Wir sind in der Oberlausitz. Überraschenderweise nicht weit entfernt von dort, wo ich Silvester mit Freunden verbrachte. Um die Jahreswende waren wir in der Nähe von Görlitz, jetzt sind wir näher an Bautzen dran. Um Neujahr herum war die Landschaft der Jahreszeit entsprechend. Wir konzentrierten uns auf Städte und eine Fahrt mit der Dampflok.

Jetzt ist Sommer. Das Land ist grün. Das Land ist eine Überraschung. Wir sind nicht nur in der Oberlausitz, wir sind in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Das ist Deutschlands größte Teichlandschaft. Wussten Sie das? Ich nicht.

Die Teiche, über 1000 an der Zahl, sind künstlich angelegt und dienen seit 500 Jahren der Fischzucht. Schmale „Dämme“, auf denen man durchs Land spazieren und wandern kann, trennen die Gewässer. Schilf und Wasser überall. Und manchmal auch Wald. Da wo genug Platz ist zwischen den Gewässern. Die Gegend wird stark von Zugvögeln frequentiert, die hier Rast machen auf ihren Zügen gen Süden oder Norden. Fisch gibt es ja genug. Manche brüten auch hier. Wölfe sind zu scheu, als dass man sie zu Gesicht kriegt und Seeadler erkennt der gemeine Städter nicht. Es gibt viele Frösche und Lurche zu sehen und allerhand Gefieder. Das Highlight aber ist die Landschaft an sich. Ein bißchen wie Spreewald. Nur ohne Touristen transportierende Kähne. Überhaupt fast ohne Touristen.

Der Hof liegt in der Nähe des Biosphärenreservats, von der UNESCO seit 1996 als solches anerkannt. So fuhren wir gleich Sonntag hin. Im Haus der 1000 Teiche bekam ich per Film einen ersten Eindruck dieser unglaublichen Landschaft. Wieso weiß man/ frau das nicht? Ist der Spreewald zu nah?

Im Museum, dass eigentlich viel und oft zum Mitmachen einlädt, wenn nicht gerade eine dumme Covid- 19- Pandemie viele Dinge unmöglich macht, lernten wir trotzdem viel. Und das Einkauf- Rätsel ist trotz Corona möglich. Der Wasserspielplatz leider gesperrt.

Dann folgten wir einfach dem Lehrpfad durchs Reservat. Fast wären wir nicht mehr am Start/ Ziel angekommen, soviel gab es zu sehen, zu staunen, zu erklimmen und zu lesen.

Unser Hof ist außerhalb des Reservats. Aber auch hier ist die Landschaft unglaublich schön. Wenn auch mit Landwirtschaft. Und einem völkischen Hof am Ende des Dorfes. Der verdirbt mit etwas die Laune.

Unser Reiterhof ist ein Inklusionsbetrieb, das heißt, 30-50% der Belegschaft sind auf die eine oder andere Art gehandicapt.

Das Dorf liegt idyllisch, fernab jeden Verkehrs. Nur Urlauber und Trekker fahren hier dreimal am Tag durch. Die Urlauber kommen auch aus Belgien, den Niederlanden und der Schweiz. Dort scheint die Gegend bekannter zu sein.

Ich habe hier, am improvisierten Parkplatz, so viele Vögel gehört, ein richtiges Konzert. So vielstimmig und laut wie nicht einmal irgendwo in Russland oder Südosteuropa.

Die Kinder erhalten Einzelunterricht, jedes jeweils eine Stunde am Tag. Den Rest des Tage schauen wir uns um. Wandern oder besuchen Bautzen. Heute war der Hufschmied da.

Als ich das letzte Mal einen Hufschmied beobachtet habe, arbeitete der noch mit offenem Feuer. So war das heute nicht nur für die Kinder neu.

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Vorsicht Fußgänger

Vor geraumer Zeit habe ich alle meine Minifahrräder, noch von Mifa stammend, für kleines Geld verkauft. Ich habe mein Tourenrad, ein geerbtes E- Bike und, da hängt ja auch noch das Rennrad, das reicht. 5 Räder braucht wirklich niemand.

Im Mai oder so habe ich es endlich geschafft, mich mit einem Freund ins Benehmen zu setzen. Der holte das Rennrad und pimpte es nach meinen Wünschen auf. Mit Profilmänteln und Gepäckträger. Wegen der ebenfalls notwendigen Reparaturen musste ich etwas warten. Ein Teil aus Frankreich brauchte etwas, eh es den Weg nach Deutschland fand.

Doch dann kam der ersehnte Telefonanruf. Ich lief los und fuhr glücklich nach Hause.

Dort war mein Sauerteig „explodiert“. Ich half ihm zurück in seinen Behälter und fiel erschöpft zu Bett.

Das Radl stand im Flur.

Ein Zisch riss mich aus dem Dämmerzustand.

Schon wieder der Sauerteig? Doch der blubberte artig in seinem Behälter vor sich hin.

Der Kater? Hat der was umgeworfen?

Ich durchkämmte die gesamte Wohnung. Nix.

Am nächsten Morgen sollte mich das alte neue Rennrad zur Arbeit bringen. Dafür wurde es schließlich reaktiviert.

Platten.

Aha, daher der Zisch.

Es schien, als wolle mir das Rad etwas sagen. Ich hörte nicht zu.

Nach dem Reifenwechsel fuhr ich exakt zweimal irgendwohin und wieder zurück.

Beim 3. Mal gings in den Garten.

Kurz vor diesem wich ich etwas von der Route ab, weil diese über verschobene Asphaltplatten führt und ich fürchtete, in die Spalten zu geraten und zu stürzen.

Ich wählte den Weg jenseits des Flusses. Als ich zurück auf die hiesige Seite die Brücke überquerte, gewahrte ich einer Gruppe Menschen.

Es sind ja derzeit recht viele Menschen unterwegs. Man merkt halt, dass viele in Deutschland Urlaub machen. Letztens im Zoo ergriffen die Prinzessin, der Kleine König und ich gar die Flucht. So viele Leute hatten wir da wirklich noch nie erlebt. Wir flohen Richtung Rosental, sahen uns den Zoo von dort aus an und entdeckten ein paar nette Spielplätze.

Und an den Seen ist es auch recht voll. Die Prinzessin fragte mich neulich, wieso denn Menschen hier Urlaub machten. Nuja, die sind eben nicht von hier, antwortete ich. Und als wir zum Beispiel am Arendsee urlaubten, haben sich vielleicht auch ein paar Einheimische gefragt, was denn an dem See so besonderes sei.

Im Süden der Stadt, unserer Stadt, gibt es ja nun neun große Seen. Und jede Menge kleinerer. Geflutete und rekultivierte Tagebaue. Und mein Garten, der liegt nur unweit davon. Genau zwischen nämlich so einem und der Agra. Also zwischen zwei Ausflugszielen quasi. Da ist schon ohne Urlauber am Wochenende mit Fußgängern und anderen Radfahrern zu rechnen.

Aber jetzt, wo viele Menschen in Deutschland Urlaub machen, ist richtig was los. Und Sonntag war ja auch, als ich über die Brücke kam.

Ich sah die Gruppe Menschen. Zu der gehörten Kinder. Bei Kindern und Hunden bremse ich immer. Sowohl auf dem Rad als auch im Auto. Man weiß ja nie. Die sind beide leicht unberechenbar.

Ich bremste also die Fahrt etwas ab und beobachtete das Geschehen. Und tatsächlich, plötzlich kam hinter der Menschengruppe ein Kind hervorgeprescht, sah mich, machte einen Schritt zurück und

rannte dann doch vor.

Wumms.

Frontal zusammengestoßen.

Ich will das jetzt nicht im Detail beschreiben. Ich stand unter Schock. Ich bekam keine Luft. Gefühlt ein halbes Dutzend Menschen kümmerten sich um mich. Eine Ärztin kam des Weges und übernahm. Jemand rief den Krankenwagen. Ich rief jemanden an, dass sie jemanden anriefe, mein Rad zu holen. Ich war ja fast im Garten.

Sonntags ist die Agra zu. Da kommt kein Rettungswagen eben aufs Gelände. Obwohl doch Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Der Pleißeradweg führt hier lang.

Es dauerte, bis der Rettungswagen den einen Weg fand, wie er zu uns gelänge. Vielleicht hats auch nicht so lange gedauert. Ich weiß es nicht. Ich bekam einen Tropf und eine Halskrause. Dann wurde das Kind weggefahren. Dem Kind geht es übrigens gut. Es ist nicht verletzt. Aber ins Krankenhaus musste es, um zu gucken, ob da innen was kaputt ist.

Und ich wartete auf den nächsten Rettungswagen. Als ich in dem lag, waren alle Zeugen weg und der Leitstelle fiel ein, dass ja die Polizei auch noch kommen müsse und das wir auf die warten sollten.

????????????????????????

Kam dem Sanitäter auch spanisch vor. Als er losfahren wollt, kam die Polizei. Nur kurz meine Daten notiert und ab gings mit Lalülala. Hat vielleicht doch alles nicht so lange gedauert. Kam mir vielleicht nur so vor.

Wenn man auf so ein Brett geschnallt in einem Krankenwagen über Leipzigs Straßen jagt, weiß man im Nachhinein nicht, woher die blauen Flecken kommen. Vom Sturz oder doch vielleicht vom Brett.

Im Krankenhaus die Untersuchungen und Durchleuchtungen ergaben: Da ist innen nix kaputt und nix gebrochen.

Und dann darf man zusehen, wie man nach Haue kommt.

Das war vor 1,5 Wochen. An einem Sonntag.

Jetzt liege ich hier. Vollgedröhnt mit Schmerzmitteln und jeden Tag entdecke ich einen neuen blauen Fleck. Diese Flecken belustigen mich. Was mich nicht belustigt, ist die Rippenprellung. Ich hatte ja die Hand an der Bremse, weswegen ich wahrscheinlich auf die Seite gefallen bin, was irgendwie meinen Kopf gerettet hat. Und natürlich der Helm. Ohne Helm wäre der Kopf kaputt oder jedenfalls die Rippenprellung mein kleinstes Problem. Wahrscheinlich bin ich auf den Lenker gefallen. Zum Glück haben Rennräder Hornlenker. Ein gerader hätte vielleicht doch mehr Schaden angerichtet. An den Rippen.

Aber Hauptsache, der Kopf ist ganz. Also.

TRAGEN SIE HELM!

Und achten Sie auf Urlauber. Die sind gerade vermehrt unterwegs.

Ich ab Samstag übrigens in der Oberlausitz. Man bleibt ja in Deutschland in diesen Zeiten.

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Kontaktsperre

Und, haben Sie die Zeit des Lock Downs gut überstanden? Waren Sie im Home Office? Haben Sie Ihre Freunde und Ihre Familie im Internet getroffen? Auf einen Kaffee? Ein Bier oder ein Glas Wein?

Ich war ja, bevor es richtig losging, krank. Das schrieb ich im vorigen Blog.

Meine Mitbewohnerin aus Italien war da schon im Home Office und telefonierte täglich mit ihrer Familie in der Heimat.

Dann kam mit meiner Gesundschreibung der Lockdown. Der Verband hatte uns da schon längst ins Home Office geschickt und wir dachten darüber nach, wie wir unsere KlientInnen erreichen, beraten, betreuen können.

Ich aber hatte zu Hause einen PC stehen. Eine Spende. Für eine Familie mit Schulkindern. Da ich eine Familie mit Schulkindern hatte, in der die Mutter auch noch in Ausbildung ist, bekam ich den Zuschlag und den PC.

Also fuhr ich am 23.3. unter Beachtung aller Sicherheitshinweise und Hygienevorschriften in die sächsische Kleinstadt. Mit Handschuhen und Mundschutz, obwohl der da noch nicht vorgeschrieben war, stellte ich das Gerät vor dem Haus der Familie ab.

Dass irgendwann Mundschutzpflicht käme, war mir klar. Deshalb hatte ich schon mal genäht. War ja zu Hause. Das Kleine Kind hat auch welche genäht. Und die konnte man dann gegen den Nachweis einer Spende an eine Flüchtlingshilfsorganisation auf Lesbos geschenkt bekommen.

Aber das nur nebenbei.

Ich hatte schon, während ich krank war, Kontakt zu meinen Mentees und habe sie ständig über die aktuelle Situation, Beschränkungen, Öffnungszeiten Ämter und Hygienemaßnahmen informiert.

Nun also Lock Down. Home Office. Beratung in Videokonferenzen.

Einige KlientInnen haben das schneller begriffen, andere haben etwas länger gebraucht, zwei haben es nicht verstanden. Aber die sind auch in der persönlichen Beratung eher schwierig.

Nebenbei haben eine Kollegin und ich Tools fürs Bewerbungstraining entwickelt. Inklusive Kompetenzfeststellung. Das hat so wunderbar funktioniert, dass wir beschlossen haben, das auch im real live weiter zu verwenden. Dann bekommen es die KlientInnen freilich persönlich ausgehändigt. Während des Lock Downs haben wir dicke Briefe verschickt und die Sachen dann im Video Meeting bearbeitet.

Nebenbei hatte ich zwei Videokonferenzen pro Woche mit den KollegInnen. Es musste ja soviel entwickelt und abgesprochen werden. Dazu Online Meetings mit anderen KolegInnen in Sachsen. Der Rest wurde telefonisch erledigt. Inklusive Verlängerungen von Aufenthalten.

Ich kann Ihnen sagen. Ich habe im Home Office Überstunden gemacht. Denn gerade Online Beratungen müssen gut vorbereitet werden. Das dauert gut und gerne mal 1 Stunde. Im Büro reichen mir dazu 10 Minuten.

Und nebenbei habe ich immer gelesen, was es gerade für aktuelle Bestimmungen in Sachsen gibt und meine KlientInnen informiert. Auch in spanisch, arabisch, englisch und französisch… wenn ich entsprechendes im Netz gefunden habe.

Und unsere Geldgeber (wir sind projektfinanziert) wollten natürlich wissen, ob und wie wir arbeiten. Also nochmal verschärfte Dokumentation unserer Arbeit. Hat auch täglich gut und gerne 15 Minuten gedauert. Am Tag!

Jetzt sitze ich wieder einmal die Woche im Büro. Unter strengen Hygienevorschriften mache ich, wie meine KollegInnen Beratung. Mit Händewaschen, Mund- Nasen- Schutz und Desinfektion. Da reiht sich ein Beratungstermin an den anderen. Dokumentation mache ich dann im Home Office.

Und da ich seit dem 1.1.2020 auch eine andere sächsiche Kleinstadt „bedienen“ muss, gibt’s immer noch viel Online Beratung. Das ist nämlich besser, als dass die Leute mit Bus und Bahn durch den Landkreis gurken müssen.

Die Dienstberatungen finden jetzt in meinem Garten statt. Da ist genug Platz. Besser, als sich zu fünft in ein enges Beratungszimmer zu drängen.

Und privat?

Ich bin 60 geworden. Im April!

Das war natürlich suboptimal.

Wenigstens war schönes Wetter.

Ich saß im Garten. Den hatten wir in zwei Hälften geteilt, schon wegen Ostern. Die eine Hälfte für mich, die andere, mit riesigem Beet dazwischen, für die Kinder und Enkel.

Und so saß ich in der einen Hälfte, die Kinder und Enkel in der anderen. Also, das Kleine Kind aus Dresden war nicht da. Das Kleine Kind aus Dresden habe ich schon ganz lange nicht mehr getroffen. Mit dem Kleinen Kind aus Dresden habe ich videotelefoniert und Päckchen hin und her geschickt.

Ich saß also im Garten, in der einen Hälfte, in der anderen saß das Gr0ße Kind mit Familie.

Und dann kamen Freunde. Die haben mir über den Gartenzaun gratuliert. Das fand ich Klasse. Und irgendwie besonders. Genau wie meinen 50. Da lag ich nach ner Rücken- OP flach. Und ab Mittag gaben sich die Gratulanten die Türklinke in die Hand. Zeitweise war die Bude da so voll, dass ich den Überblick verlor. Ich lag ja und litt daher unter eingeschränktem Sehfeld.

So gesehen bringen Ausnahmesituationen besondere Geburtstagserinnerungen. Trotzdem, den 70. würde ich gern ganz normal feiern.

Die große Party, die im Juli stattfinden sollte, musste auf 2021 verschoben werden. Zwar dürfen in Sachsen jetzt 100 Menschen zusammen feiern, aber unbeschwert wäre ich da nicht.

Und naja, ich habe gaaanz viel Urlaub übrig. Im Juni wollte ich nach Nord- Mazedonien. Im Oktober in die Ukraine. Jeweils mit dem Zug.

Verschoben.

Ich fahre jetzt mit den Enkeln 1 Woche auf einen Reiterhof. In Sachsen. Falls wieder irgendwelche Bundesländer irgendwelche Bewohner anderer Bundesländer nicht rein lassen.

Und im Oktober werde ich, so keine zweite Welle kommt, eine Radtour machen. Oder mit der Enkelin wandern. Die wünscht sich das.

Aber nächstes Jahr, nächstes Jahr brauche ich Urlaub im Osten.

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Und plötzlich habe ich ganz viel Zeit

Im Moment bin ich ja noch krank geschrieben. Bei der Gelegenheit geriet ich heute kurzzeitig in Panik. Meine Ärztin schickte mich nämlich zum Lunge röntgen. Weil ich nun schon seit über einer Woche starken Husten habe.

Nach dem Röntgen dann nahm mich die Fachkraft zur Seite und meinte, sie würde mich sicherheitshalber zum CT schicken. Das ist zum Glück im selben Haus. Und ich hatte noch nie so schnell einen CT- Termin. Musste nicht mal warten. Kam sofort dran.

Die Ärztin dort begann damit, dass sie mich nicht in Panik versetzen möchte..

Ich geriet sofort in Panik. Weiche Knie und so. Schweißausbruch.

Dann nach dem CT aber sofort die Entwarnung „Sieht gut aus“.

5 Minuten später noch ein kurzes Gespräch und die beruhigende Auskunft, dass die Lunge keine Auffälligkeiten zeigt.

Puh.

Aber darüber wollte ich gar nicht schreiben.

Unabhängig von meiner Krankschreibung kam heute die Anweisung, keinen physischen Kontakt zu Klienten mehr zu halten.

Home office.

Home Office in der Beratung.

Also telefonisch.

In der Beratung für Menschen, die keine MuttersprachlerInnen sind.

Ich bin gespannt.

Zum Glück bin ich noch für eine Woche krank.

Da kann ich Freitag mal die KollegInnen fragen, wie es läuft. Und was sie für Tipps haben.

Übrigens haben hier, wie bei Ihnen sicher auch, Agentur für Arbeit und Jobcenter geschlossen. Vieles soll jetzt online möglich sein.

Die Ausländerämter sind geöffnet. Da sitzen täglich bis zu 20 Menschen in einem Raum und warten bis zu 2 Stunden, dass sie ihr Anliegen vortragen dürfen.

Viele von denen wohnen in Heimen. Die sind, scheints, keine Risikogruppe.

Bleiben Sie gesund!

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Es ist nass ( 29./30.06.2019)

Es ist nass (29./30.06.2019)

Am letzten Tag in Listwjanka gibt es zum Frühstück endlich Blini. Das muss Inch hier erwähnen.

Ansonsten.

Rückfahrt.

Natürlich nieselt es leicht, als wir uns raus an die Straße stellen, aber zum Glück lässt die erste Marschrutka Richtung Irkutsk nicht lange auf sich warten.

Den Schamanenstein müssten wir von der Straße aussehen

Wir sehen ihn nicht. Merkwürdig.

Die Straßen sind nass.

Auch in Irkutsk muss es geregnet haben. Aber als wir den Zentralmarkt erreichen, deuten nur noch Pfützen darauf hin, vom Himmel her bleibt es trocken.

Im Hostel erfahren wir dann zu unserer Verblüffung, dass es SEHR HEFTIG geregnet haben muss. Mit überschwemmten Straßen und voll gelaufenen Kellern und allem drum und dran. Der öffentliche und der private Verkehr kam völlig zum Erliegen.

Äh.

Vielleicht hat deswegen niemand die Kohlekästen in Listwjanka aufgefüllt? Das war also gar kein russisches, sondern ein wetterisches Problem?

Und wir scheinen mit der Urlaubsplanung Glück gehabt zu haben, dass wir zu der Zeit nicht in Irkutsk waren. Den Schamanenstein hätten wir dann wohl auch nicht vom Bötchen aus gesehen, wegen des hohen Wasserspiegels. Falls überhaupt ein Bötchen gefahren ist.

Apropos Wasser. Wir gehen zur Angara. Es ist Samstag, einigermaßen warm und ich will die Leute tanzen sehen. Aber die sind wohl noch mit dem Auspumpen der Keller beschäftigt. Es tanzt niemand, es ist auch sonst ziemlich leer.

Wir sehen ein paar Anglern zu und Kindern, die Papierschiffchen in den Fluss setzen. Wir finden ein merkwürdiges Denkmal ohne Inschrift. Ein Soldat, aber eher ein moderner. Vielleicht Afghanistan? Tschetschenien?

In unserem Lieblingscafé essen wir, dann wird gepackt für die Heimreise. Die Freundin fragt mich noch, ob sie irgendwas in den Rucksack oder ins Handgepäck tun soll. Ich habe vergessen, worum es sich handelt. Aber sie verstaut es im Handgepäck.

Am nächsten Morgen höhnt die Sonne vom Himmel.

Der Flug nach Moskau dauert natürlich genauso lange wie der Hinflug, aber wegen der Zeitzonen sind wir schon mittags Ortszeit da. Und in Moskau regent es. Es regnet ganz dolle. Und wir haben paar Stunden Aufenthalt und sehen zu, wie nasse Angestellte Gepäck hin und her laden. Ich glaube, die haben wenig Spaß.

Dann gehts in den Flieger nach Berlin.

In Berlin hat man ja immer das Problem, dass, wenn man nach 21:00 Uhr ankommt, man nicht mehr zumutbar nach L.E. kommt. Also gilt es immer jemanden zu organisieren, der einen mit dem Auto abholt. In diesem Fall ist es der Inchbruder. Dafür bekommt er auch Socken aus Yakwolle und Süßes.

Aber darauf muss er warten. Denn der Freundin Rucksack fehlt. Es fehlt auch ganz viel Gepäck von ganz viel Chinesen, die auch im Flieger aus Moskau saßen. Und von einem Herrn aus Brandenburg. Ich glaube, die Aus- Ein- und Umpacker in Moskau haten nicht nur keinen Spaß bei dem Regen sondern waren auch leicht unmotiviert.

Am Schalter geht es etwas kompliziert zu, weil es an einem das Formular gibt und an dem anderen man dann das verlorene Gepäckstück anzeigen kann. Das kapieren nicht mal der Reisende aus Brandenburg und wir so schnell. Wie sollen es da Ausländer verstehen? Zumal die Angestellten irgendwie kein Englisch zu können scheinen. Und sich ihre Überlastung auch deutlich anmerken lassen.

Nuja, der Bruder hat sich über Socken und Konfekt gefreut und die Freundin hatte zwei Tage später ihren Rucksack. Und es war gut, dass sie dieses eine Teil ins Handgepäck gepackt hat. Es war ihr Wohnungsschlüssel. Ich pack den in Zukunft auch immer ins Handgepäck. Man weiß ja nie. Und Inch auch nicht.

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Auf historischen Gleisen (28.06.2019)

Ich warne Sie, heute gibt es fast 40 Fotos.

Heute fahren wir nach Port Baikal.

Port Baikal besaß früher eine gewisse Wichtigkeit für die Transsibirische Eisenbahn. Um von Irkutsk weiter Richtung Osten zu kommen, stellte sich den Ingenieuren und Planern nämlich der Baikal in den Weg. Es gab drei Varianten für den Bau um den See. Man entschied sich für Port Baikal. Die Trasse wurde zunächst entlang der Angara bis Port Baikal verlegt. Dort, im Hafen, wurde eine spezielle Anlegestelle für Eisenbahnwaggons gebaut. In England bestellte man derweil eine spezielle Fähre, eine Mischung aus Eisbrecher und Fährschiff, die in Einzelteilen geliefert und in der Werft von Listwjanka innerhalb zweier Jahre wieder zusammengebaut wurde.

Die Züge, die in Port Baikal ankamen, wurden auf die Fähre verladen und überquerten den Baikal und legten in Mysowaja an. Das geschah 1900 zum ersten Mal und die Fahrtdauer dauerte bei gutem Wind 3,5 Stunden. Leider aber nicht im Winter. Der Eisbrecher war zu schwach. Oder das Eis des Baikals zu dick. Von Mitte Januar bis Mitte Mai stiegen die Passagiere der Transsib auf Pferdeschlitten um und überquerten den See auf diese Weise. In einem Winter verlegte man Schienen über das Eis. Immerhin benötigte man fast 3000 Pferde, um den Winterfahrbetrieb aufrechtzuerhalten und Passagiere und Gepäck von Ufer zu Ufer zu transportieren. Doch während des russisch japanischen Krieges mussten zudem Waffen und Geschütze transportiert werden. Mit Pferden nicht zu schaffen. So zogen 60 Lokomotiven über 2300 Waggons übers Eis. Nur eine versank. Die Strecke war allerdings nur knapp einen Monat in Betrieb.

Der letzte durchgehende Zug fuhr 1956 auf dieser Strecke. Seitdem fährt die Transsib auf der heutigen Bahnstrecke, also um den See herum. (Wir sind die Strecke am 25.06. gefahren) Nicht zuletzt machten es Diesel- und E-Loks möglich, diese anspruchsvollere Trasse störungsfrei zu bedienen.

Aber, auf der alten Strecke fahren sporadisch Bummelzüge. Und wer weiß?  Vielleicht haben wir ja Glück.

Unser Motel liegt strategisch günstig am Fähranleger nach Port Baikal. 10 Minuten dauert die Überfahrt. Und wie eigentlich immer im ländlichen Raum, braucht es Vertrauen zur Technik, dem Steg und so weiter.

Es ist ausgesprochen gutes Wetter und es wird immer besser.

Zuerst stürzen wir natürlich zum Bahnhof und der alten Lok. Dann gibts da so einen Aussichtspunkt. Aber weil da alle 12 Leute, die mit uns auf der Fähre waren, hin wackeln, gehen wir erst einmal in die andere Richtung.

Ich kann Ihnen sagen!

Wir sehen seltsame Verkehrsmittel. Fahrerlaubnis braucht hier eh keiner. Und weil heute natürlich kein Bummelzug fährt, laufen wir auf den Schienen lang. Das ist gut, denn nachdem wir in einem kleinen Lädchen bei einer Omma Kaffee getrunken haben und ich die eine Schachtel Zigaretten, die es eben gab, gekauft,  gelangen wir ins Naturreservat. Und da darf man tatsächlich nur auf den Gleisen laufen. Da sind wir doch froh, dass heute kein Zug fährt.

Ich kann Ihnen sagen.

Absolute Stille.

Sieht man mal vom Vogelgezwitscher ab. Und vom zeitweiligen Rauschen des Sees. Unglaublich viele Blumen und noch mehr Schmetterlinge.

Wir sind im Paradies.

Auch wenn es jetzt fast ein bisschen zu warm wird zum Wandern. Schließlich gibt es auf den Gleisen, wie Sie sich denken können, nicht einen Baum.

Ich will aber jetzt mindestens bis zum ersten Tunnel laufen. Schließlich gibt es auf den 84 km bis Sljudjanka derer 39. Ich muss da noch mal hin. Ich MUSS nochmal mit diesem Bummelzug fahren. 424 Ingenieurbauwerke gibt es da insgesamt. Das muss man doch mal gesehen haben.

Wir laufen also zum ersten Tunnel. Wobei wir nur langsam voran kommen. Wegen der Blumen und Schmetterlinge und überhaupt.

Als wir zurück laufen und nun zu diesem Aussichtspunkt wollen, von dem aus man den hiesigen Schamanenfelsen sehen kann, zieht es sich zu. Am Hafen angelangt, fängt es an zu nieseln. Fahren wir lieber zurück. Außerdem haben wir eine geniale Idee. Morgen fahren wir nicht mit der Marschrutka zurück nach Irkutsk, sondern mit dem Boot. Das fährt bestimmt am Schamanenfelsen vorbei. Den hat Vater Baikal seiner Tochter Angara hinterher geworfen, als die sich dünne machen wollte.

Auf der Rückfahrt nach Listwjanka sehen wir den nicht. Es regnet ja. Dafür sieht die Freundin eine Baikalrobbe! Ich nicht. Ich habe mich zur Kassiererin in deren Unterschlupf verzogen.

Das Boot nach Irkutsk ist nun etwas teurer als die Marschrutka. Also warten wir im Motel das Ende des Regens ab und laufen ins Stadtzentrum zum Geldautomaten. Der arbeitet nicht. Der zweite auch nicht. Die arbeiten nicht, weil das Geld alle ist und offensichtlich ist noch niemand aus Irkutsk gekommen, um aufzufüllen.

Es ist Freitag. Morgen ist Samstag. Die Wochenendler trudeln ein. Händler hoffen auf gute Geschäfte. Versteh einer die Russen.

Ganz am anderen Ende, oben auf einem Hügel über dem See, soll es ein internationales Hotel geben. Mit Bankomat.

Wir schleppen uns wieder zurück. Vorbei am Motel und der Fähranlegestelle, den Berg hinauf.

Wir finden im Hotel noch das Schild Bankomat. Der Kohlekasten selbst ist weg.

Toll.

(Das Hotel ist auch nicht mehr international sondern eher … chinesisch))

Heute müssen wir wo essen, wo wir mit Kreditkarte bezahlen können und morgen nehmen wir die Marschrutka.

Am Abend verwundert uns der Ex- Schwager der Freundin. Der macht sich Sorgen um uns. Wegen der Unwetter im Raum Irkutsk und den Überschwemmungen. Wir wissen von nichts. Und einen Zusammenhang zu den leeren Automaten stellen wir auch nicht her.

Ich habe auf Fotos von Häusern in Port Baikal verzichtet. Sind so schon viel zu viele Fotos. Klicken Sie drauf und gucken Sie genau.

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