Altbauliebe

Oder?

Im Kaufvertrag steht: wie gesehen so gekauft.

Bei der Besichtigung bin ich bis unters Dach gekrochen, um jeden Wasserschaden zu entdecken.

Trotzdem, vor der Besitzübergabe am 9. Februar hatte ich etwas Bammel.

Ich bin dann mit beiden Kindern hingefahren. So wegen falls was ist.

Das Haus war leer geräumt.

Und siehe

Wo im Erdgeschoss Anbauwände standen, ist die Wand feucht.

Mist.

Trotzdem und insgesamt sind auch die Kinder sehr angetan vom Haus insgesamt. Und den ganzen Nebengelassen. Und dem Garten.

Ich lese alles über Horizontalsperren und fordere vier Angebote an.

Die Anbieter wechseln sich mit denen für eine PV- Anlage aufs Dach ab. Aber schon nach der Besichtigung durch die erste Firma ist klar: Das wird nix mit dem Strom vom Dach. Zu hohe Verschattung.

Gut, widme ich mich der Trockenlegung.

Meine Damen und Herren, was da so für Fachleute anrücken. Vom Zauberkasten, der das Haus elektromagnetisch trocken legt, oder eben durch Zauberhand, über irgendwelche Kupferdrähte, die da mit negativ und positiv was regeln sollen zur chemischen Injektage bis zum (aufwendigsten und preisintensivsten) Eintreiben von Edelstahlplatten ins Mauerwerk.

Ich entscheide mich innerlich ziemlich schnell für die chemische Lösung, will aber erstmal noch nen Kletterkumpel auftreiben, der sich damit igendwie auskennt und mal gucken kommt.

Aber dazu später.

Jetzt wollen wir erstmal die Wohnung im OG fertig machen, damit ich schnell einziehen kann.

Der Plan ist der: Alte Tapeten runter, neue Elektrik rein, tapezieren, einziehen.

Achso und weil das mit der PV -Anlage nichts wird, muss die Gastherme noch ausgetaucht werden.

K2 und Freund reisen für ein ganzes Wochenende aus Berlin an, am Samstag hilft auch der Neffe noch mit. Wir schaffen es, in der kompletten Wohnung im OG die Tapete runterzuholen, auch das letzte Schnipselchen, auch im Abstellraum und da noch Zeit ist, schaffen wir auch ein halbes Zimmer im EG.

Dann kommen die Elektriker. Die müssen komplett neue Kabelschächte ziehen. Und dabei kommt raus: Unterm Kalkputz ist Lehmputz.

Ich disponiere um und beschließe, der Kalkputz kommt runter, da kommt Lehmputz drau. Das dämmt und im Sommer kühlt es.

Inzwischen ist Baufahrt auf die Hütte und ich treffe sehr viele handwerklich begabe Menschen. Unter anderem einen Architekten, der sich mit Lehm sehr gut auskennt.

Der will mal gucken kommen. Leider kann er erst das Wochenende nach Ostern.

Gut, dass ich es nicht schaffe, vor meinem Geburtstag Mitte April einzuziehen, war mir schon klar bei der Besitzübergabe. Denn ursprünglich wollte ich erst mal unten einziehen, dann oben sanieren, dann hochziehen, dann unten alles fein machen.

Aber in eine Wohnung mit feuchten Wänden will ich nicht mal für kurz ziehen.

Mit K1 und Schwiegersohn fahre ich letzten Sonntag ins Haus und wir kloppen in einem Zimmer im OG fast den gesamten Putz runter.  An den Innenwänden dringen wir bis zum Fachwerk vor.

An den Außenwänden spachteln K1 und ich sorgfältig den Oberputz ab. Ich fahre dann noch zweimal hin und arbeite weiter. Vor allem entsorge ich den Bauschutt auf den Hof.

Sehr belastbar bin ich nicht. Denn seit meiner letzten Coronainfektion im November 2023 habe ich mit argen Nachwirkungen zu kämpfen. Brustschmerzen. Gliederschmerzen übelster Art und Erschöpfung. Aber 2 Stunden schaffe ich. Und da ich ja kein Auto habe, fahre ich Bahn und Bus und kann mich auf der Rückfahrt ausruhen.

Manchmal kann ich auch gar nicht fahren. Weil die GDL streikt. Oder die Busse, Oder auf der Bahnstrekce zwischen Leipzig und Magdeburg gebaut wird. Nicht schlimm. Ich nehme die Zwangspausen dankbar zur Erholung an.

Trotzdem, ob bis Pfingsten die Wohnung fertig ist? Ich weiß es nicht. Aber bis Pfimgsten muss ich aus meiner Wohnung in Leipzig raus.

Nuja, im Zweifelsfall räumen wir erstmal alles hoch in die Gästezimmer. Und ich hau mich irgendwo dazwischen.

Wird schon.

Jetzt warte ich erstmal auf den Kumpelarchitekten. Und dann schaun wir mal.

Ich freue mich auf den Moment, wo wir Lehmputz auftragen. Denn was aufbauen macht irgendwie mehr Spaß als was runterreißen (mein Neffe und der Schwiegersohn würden dem widersprechen)

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Schnee, Demos und kein Netz

Es fängt an zu schneien. Nicht, dass es nicht schon die ganze Zeit kalt wäre. Aber jetzt fängt es auch noch an zu schneien.

Es ist Montag und ich bin mit Freunden auf der Demo gegen AfD, Rechtsextremismus und Werteunion. Es sind wohl ein paar mehr Leute gekommen, als erwartet. Die Hainspitze ist rappelvoll und die Nebenstraßen auch.

Und es ist kalt.

Eigentlich wollen wir nach der Auftaktkundgebung durch die Innenstadt zum Markt mit Zwischenkundgebung und dann zum Kleinen Wilhelm- Leuschner- Platz zum Abschluss laufen.

Aber es sind zu viele Leute da.

Es wird umdisponiert und nun geht es über den westlichen Ring zum Simsonplatz.

Wow. Wirklich viele Leute.

Und es ist kalt. Und jetzt fängt es auch noch an zu schneien.

Ich war zu lange nicht auf Demos im Winter. Am Abend. Ich bin zu dünn angezogen. Trotz Wattemantel und gefütterter Hose.

Beim revolutionären Abschlussgetränk in einer Kneipe in der Karli ist mir dann dafür recht warm.

10000 Leute haben die Veranstalter:innen gezählt.

Leipzig rockt.

Dienstag muss ich dann zur Bundepolizei meine Zeugenaussage machen. Ich hatte im September gesehen, wie zwei Security einen farbigen jungen Mann schlugen und hatte damals Anzeige erstattet. Aber das ist eine andere Geschichte. Die hat mit Schnee nichts zu tun.

Die Woche plätschert dahin. Ich müsste in den Garten, den Olivenbaum gießen. Aber bei Schnee durch den Garten stapfen? Nee

Am Freitag kommt der Kleine König. Die Prinzessin besucht lieber eine Freundin.

Gleich hinterm Haus ist die „Warze“, ein Hügel im Clara- Park. Da rodelte schon die Uroma.

Und heute gefühlt alle Kinder aus Leipzig. Ich fahre eins um. Das steht aber wieder auf und rodelt weiter. Der Kleine König hat am meisten Spaß, wenn er am Ende vom Schlitten fällt. Notfalls wird nachgeholfen.

Wir bleiben bis es dunkel wird und wir wirklich nichts mehr sehen. Andere Kinder inkl. Eltern bleiben noch.

Am Samstag gehen wir natürlich bei Sonnenschein rodeln. Und nehmen die Mitbewohnerin mit. Die kommt aus Syrien und hat einen Heidenspaß. Habe ich ihr ja gesagt, Sie zweifelte kurz.

Sonntag.

Der Kleine König ist Thomaneranwärter und die singen heute in der Thomaskirche. Beim Familiengottesdienst. Also mache ich mich in die Spur. Beginnt ja zum Glück erst 11:00 Uhr. Die Uroma kommt auch.

Danach im Gemeindesaal Brunch. Aber wir können nur ne Stunde bleiben. Denn 15:00 ist die nächste Demo gegen Deportation und Verschärfung des Asylrechts auf dem Markt. Die Uroma fährt nach Hause und ich laufe mit beiden Enkeln zu mir. Ich ziehe mich ordentlich warm an.

Ordentlich warm.

Eine Kombi aus Bergsteigersachen und Skilanglaufunterwäsche. Rennen kann ich damit nicht. Aber frieren hoffentlich auch nicht.

K1 kommt und wir laufen zum Markt.

Ich finden den Markt ja schlecht gewählt, weil ich glaube, heute kommen viele. Mit uns strömt es jedenfalls durch den Park Richtung Innenstadt. Die Busse sind überfüllt und von Freunden, die aus dem Umland kommen, höre ich, die S- Bahnen auch.

Aber auf dem Augustusplatz steht ein Riesenrad und sonstige Belustigung.

Also Markt.

Es gibt einen Bereich vorm Alten Rathaus, da sollen sich Familien mit Kindern aufhalten. Da treffen wir auch andere bekannte Familien und Kinder. Meine Freunde treffe ich nicht. Auch nicht die aus Syrien. Weil das Internet ist tot.

Tot!

Und wir hören auch nichts, wirklich gar nichts, von den Redebeiträgen. Es ist einfach zu voll. Wieviel Menschen passen auf den Markt? Wie viele stehen in den Nebenstraßen?

Dafür dass mensch nichts hört, gibt es viel zu viele Redebeiträge. Eine Stunde lang. EINE STUNDE. Das ist viel zu viel und viel zu lange. Auch wenn mir diesmal wirklich nicht kalt ist. Dafür gibt es hier die schönsten Plakate der ganzen Demo zu sehen. Da bin ich ganz sicher.

Dann endlich, so 16:15, scheint es los zu gehen. Wir rücken ein Stück vor, stecken fest, versuchen irgendwie seitlich rauszukommen. Wir stecken fest. Eine halbe Stunde geht das so. Der Kleine König schwört, dass er mit K1 nie mehr auf ne Demo geht.

Ich sehe einen Typen, der auf so einer Mauer steht und ein syrische Fahne schwenkt. Der wird binnen Sekunden zurückgepfiffen und steckt das Ding ein. Am Curry- Cult sollen ein paar ihre eigene Free Palästina Demo veranstaltet haben. Ich hoffe, die wurden genauso schnell zurückgepfiffen.

Dann gelingt es uns, seitlich rauszukommen. K1, Mann und Enkel scheren noch weiter aus und gehen nach Hause.

Ich kürze ab, denn die Demoroute vorbei an der Thomaskirche zum Ring scheint verstopft.

Ich laufe durch die Innenstadt zu den Höfen und von da auf den Ring. Da ist der Anfang der Demo schon nicht zu sehen. Du liebe Güte, wie viel Leute sind das?

Aber ich habe wieder Netz und frage die Freunde, wo sie sind. Dann spurte ich immer weiter vor und halte nach ihnen Ausschau. Könnte ja sein.

Am Johannisplatz ist schon alles voll. Und doch dauert es noch 20 min, eh der letzte Demoteilnehmer da ist.

Die Nachrichten der Freunde trudeln ein. Die stehen AM Markt. Na jetzt sicher nicht mehr. Und die Syrer wollen wissen wo ich bin. Das wollten die vor 2 Stunden wissen. Jetzt sind alle auf dem Heimweg. Weil ihnen kalt ist.

Ich habe den Kampf ums wärmste Outfit definitiv gewonnen.

Und im Netz lese ich: 70000. 70000 Leute waren auf dem Markt oder eben in einer der Nebenstraßen.

Stabil.

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Wiedersehen

Seit über drei Jahren war ich nicht mehr auf unserer Hütte in der Sächsischen Schweiz.

Erst ging das ja eh nicht wegen Corona. Dann dachte ich, auch wegen Corona, es wäre ziemlich blöd, mich so ins Getümmel zu stürzen.

Dann bemerkte ich, dass einige Kletterkumpels anders abgebogen waren, auf Diskussionen mit denen hatte ich keine Lust.

Aber nun, zu diesem Jahreswechsel, war ich wild entschlossen.

So richtig fest stand es erst Freitag. Und ab da habe ich mich wie Bolle drauf gefreut.

Samstag Nachmittag ging es mit dem Zug nach Coswig und dann weiter in die Sächsiche.

Die Hütte war angenehm nicht überfüllt. Ich kannte tatsächlich alle Anwesenden (Ich hatte wirklich Sorge, dass ich da auf zu viele „Neuzugänge“ treffe), gut, alle Kinder kannte ich nicht.

Ich kann Ihnen sagen. Die Ruhe draußen vor der Hütte! Unbeschreiblich.

Nur vereinzelt waren Böller in weiter Ferne zu hören.

In Leipzig wars ja losgegangen seit der Verkauf offiziell gestartet war.

Weil ja auch sehr kleine Kinder da waren, separierten wir uns von den Familien am Sonntag und machten eine schöne Wanderung auf der anderen Elbseite durchs Polenztal.

Es schien zwar keine Sonne, aber es regnete nicht. Das musste reichen.

Am Ende hatten wir sogar noch Zeit, bei Hermann einzukehren und auf die Elbe zu glotzen, bevor es zurück zur Hütte ging.

Buffet vorbereiten. Mensch kennt das ja.

Der Silvesterabend war sehr gemütlich. Ich kann Ihnen leider keine Fotos vom Squaredance zeigen, weil mein Smartphone plötzlich ganz und gar kaputt war. Ich habe mich gezwungen, nicht an den Montag und die Rückfahrt zu denken (Fahrkarte in der App) und es einfach in einen Schrank. verbannt. Dadurch, dass es immer wieder versuchte zu starten, war am nächsten Morgen tatsächlich der Akku runter und ich konnte es wieder starten. Nur soviel dazu.

Auch um Mitternacht, waren die Silvesterraketen nur in der Ferne zu hören. Wie angenehm.

Am Montag fuhren wir bei schönstem Sonnenschein (und mit App) nach Hause.

Und am Dienstag habe ich die Verkäuferin meines Hauses angerufen und mal nach dem Wasserstand gefragt. Liegt schließlich an der Elbe, das Städtchen. Aber, alles gut, das Wasser tritt woanders über die Ufer.

Und wie sind Sie so ins Neue Jahr gekommen? Ich hoffe, auch so entspannt und gut wie ich.

Für 2024 wünsche ich Ihnen viel Zeit für sich!

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Frauensachen

Frauensachen, so hieß der Chat, in dem ich mir mit Arbeitskolleginnen Fotos von gelungenen Veranstaltungen mit Frauen geteilt haben.

Der Chat mit den Frauen hieß Frauengruppe Muldental.

Ich möchte Ihnen von dieser Gruppe erzählen.

Wie Sie sich vielleicht erinnern, habe ich in den letzten Jahren in einer sächsischen Kleinstadt gehockt und dort Zugezogenen geholfen, in Arbeit oder Ausbildung zu finden. Und natürlich auf dem Weg dahin.

Ich hatte Glück, in meinem Umfeld gab es viele Einrichtungen für unbegleitete Minderjährige, so dass ich hauptsächlich mit jungen Menschen zu tun hatte, die teilweise sogar einen Schulabschluss in Deutschland gemacht hatten. Oder eben jung genug waren, dass sie bis vor ihre Flucht in die Schule gingen und hier relativ schnell Deutsch gelernt haben. Und sehr sehr motiviert waren.

Natürlich gab es auch Familien. Da kamen die Männer. Männer mit Berufserfahrung, mit einem Beruf, vom Bauern bis zum Arzt, alles dabei. Ärzte, Journalisten, Schiffsbauingenieure waren schwerer zu vermitteln als Bauern. Weil nämlich die Bauern, teilweise mit sehr geringer Schulbildung, bereit waren, als Helfer zu arbeiten. Was Ärzte, Journalisten und Ingenieure natürlich doof fanden (nebenbei, viele haben dann doch noch eine Ausbildung gemacht, weil ihr Studium nicht anerkannt, nur teilweise anerkannt oder die Anerkennung viel zu lange gedauert hat, so dass eine Abschiebung gedroht hätte.

Ich fand das ok, dass erst mal die Männer kamen. Die Frauen, die sich ja um die Kinder kümmerten, würden nachziehen.

Taten sie nicht.

Woran lag das?

Es gibt viele Gründe.

Da wäre natürlich die Frage der Zugangsberechtigung zu Deutschkursen. Das wurde in den letzten Jahren immer eingeschränkter, so dass die Männer noch Glück hatten, für die Frauen dann aber gerade für diese Nationen gesperrt waren.

Nun hätten die Frauen ja gleich mit den Männern die Deutschkurse besuchen können.

Wenn da nicht das Problem mit der Kinderbetreuung wäre. Denn ohne Kinderbetreuung kein Deutschkurs. Ohne Deutschkurs keine Kinderbetreuung (in manchen Gemeinden im Landkreis sogar nur mit Arbeit)

Ein Teufelskreis also.

Der kann aber durchbrochen werden. Das war auch Teil meines Jobs.

Aber ich konnte natürlich nur Frauen helfen, die zu mir kamen.

Warum kamen die anderen nicht?

Wissen die überhaupt, was sie in Deutschland für Möglichkeiten haben? Schwer vorstellbar. Denn wo bitte schön sollen sie sich informieren ohne vom Staat verweigerte Deutschkenntnisse.

Da erfuhr ich vor 2 Jahren von den sogenannten Mikroprojekten. Bis 5000€ pro Jahr kann mensch da verbrauchen für „niedrigschwellige und ehrenamtlich getragene Initiativen in… Orientierung und  …Kulturmittlung“

Habe ich beantragt. Für die letzten 3 Monate des Jahres 2021 und den gesamten Landkreis. Eine interkulturelle Frauengruppe.

Nuja, wer ehrenamtlich selber etwas stämmt, braucht viel Geduld und Nerven, ich sage nur: ÄMTER, eh er oder sie loslegen kann.

Trotzdem habe ich 2022 und 2023 wieder beantragt. Obwohl mich die Abrechnung noch viel mehr Nerven gekostet hat.

Und ich habe gelernt. Der Landkreis ist zu groß. Wir, das sind ich und unsere ehemalige Praktikantin, die nach dem Praktikum mit im Boot blieb. Wir beschränkten unsere Aktivitäten auf einen Teil das Landkreises.

1 Veranstaltung pro Monat.

Und Corona.

Weswegen das erste Plätzchenbacken online stattfand. Erst haben wir eingekauft, die Tüten mit den Zutaten an die Frauen verteilt und dann gebacken. Jede in ihrer Küche. Und mit Laptop oder Smartphone. Mussten wir zum Glück nur einmal machen.

Wir haben viel im Landkreis unternommen. Haben den Frauen gezeigt, dass es noch andere Orte als ihren Wohnort und das Ausländeramt gibt, und das frau an viele dieser Orte auch mit dem Bus kommt. Oder der Bahn.

Manchmal waren Kinder dabei. Manchmal mussten wir darauf bestehen, dass die Männer die Kinder betreuen. Denn in der Gruppe waren ja nur Frauen. Und machmal, bei den Kräuterkochkursen zum Beispiel oder wenn wir mit giftigen Chemikalien gearbeitet haben, mussten die Kleinen eben zu Hause bleiben.

Wir haben Kräuter gesucht und damit gekocht und gebacken. Wir haben Pilze gesucht. Wir waren im Wildpark in Markkleeberg und in kleineren Tiergehegen im Landkreis. Wir sind Parkeisenbahn gefahren und mit dem Schiff die Mulde lang geschippert. Wir haben Picknicks gemacht und sind gewandert. Wir haben gebastelt und gemalt. Und wir haben Stadtführungen gemacht.

Manche Ideen kamen von uns. Manche von den Frauen. Denn die sind ja keine kleinen Kinder. Die wissen selber, was sie gern möchten.

Und da alle Frauen wussten, was ich arbeite und meine Spannefrau, haben sie uns nach diesem oder jenem gefragt. Deutschkurs, Kitaplatz, Arbeit, Ausbildung, Studium. Und kamen später in die Beratung.

Und die, die dann im Deutschkurs waren, haben fröhlich ihre Kenntnisse an uns ausprobiert.

Wir haben viel gelacht und gemacht, Kinder in die Schule kommen sehen, kleine Erfolge gefeiert und die neue Heimat kennengelernt. Auch ich. Obwohl ich in der Ecke groß geworden bin.

Am Donnerstag war unsere letzte Veranstaltung. Malen und Zeichnen mit verschiedenen Materialien. Und ich habe mein Produkt des Töpferkurses noch angemalt.

Ich werde die Frauen vermissen. Ich hoffe die Gruppe wird weiter bestehen. Meine Spannefrau möchte das tun. Aber nicht allein. Eine Frau aus der Gruppe wird sie unterstützen.

Ich werde sie bestimmt mal besuchen.

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Ein ganz normales Adventswochenende

Ich bin ja froh, dass das Konzert der ThomasSCHULchöre (also alle Schüler:innen der Thomasschule außer den Thomanern) in der Thomaskirche schon am Donnerstag stattfand. Sonst weiß ich nicht.

Freitag waren die Enkel dann wie üblich bei mir.

Und Samstag mussten wir zeitig aus den Federn. Denn 10:10 musste die Prinzessin in der Musikschule sein. Wir lieferten sie artig ab und guckten uns dann Katzenvideos an. Bis es 11:00 losging mit dem Vorspiel der Querflötenklasse.

Kurz nach Mittag zu Hause, habe ich dann nochmal alles umgepackt, was ich Freitag Vormittag mühselig in den Rucksack gepresst hatte. Ich entschied, dass Fahrradfahren besser ist.

Dann 14:00 war ich also mit Fahrrad und Gepäck an der Albi zur Pro- Israel- Kundgebung. Von der anschließenden Demo musste ich mich entfernen Richtung S- Bahnhof.

Musikschule und Albi liegen ja im Wohnumfeld, da kann Inch schnell hin. Und her. Eigentlich liegt auch die Thomaskirche im Wohnumfeld, aber am Sonnabend wäre das dann doch zu viel gewesen und Sonntag wäre gar nicht gegangen.

Ich bin also mit der S- Bahn Richtung Garten gefahren. Seit 2 Jahren hat nämlich eine der Kletterkumpelinen Garten Nr. 15. Ich habe Garten Nr. 16. Und weil wir lange nicht zum Frauenboofen waren und Boofen jetzt ein bisschen nicht mehr ganz so erlaubt ist, kamen wir Anfang Oktober auf die Idee, dass wir ja auch mal wieder im Winter…

Aber halten wir das noch aus? Sind wir nicht zu weicheiig geworden?

Wir testen das mal aus und zelten bei der Kletter- und Gartenfreundin im Garten. Die kann ihre Laube nämlich beheizen und das wäre ja schon wichtig, falls wir dem Erfrierungstod entgehen müssten.

Also trafen wir uns mit noch zwei Freundinnen zum Zeltaufbau.

Und dann gings, nachdem wir mal schon bissl Glühwein getrunken hatten, ab in den Christmas Garden. Der ist gleich neben unserer Gartenanlage. Und zwar genau da, wo der Radweg eigentlich zum Garten führt.  Aber wer fährt schon im Winter Rad, frage ich Sie.

Der Christmas Garden ist ganz hübsch. Das Catering ist eher wenig abwechslungsreich, die jungen Mädels völlig überfordert, woran aber die schlechte Orga derer Chefs Schuld ist.

Menschen spazieren also durch die Agra und bestaunen Lichtinstellationen. Und frieren und trinken Glühwein und stehen beim Essen an.

Pünktlich bevor es anfing zu regnen, waren wir zurück im Garten. Zwei Freundinnen haben noch versucht, Feuer zu machen, aber der leichte Regen verwandelte sich in heftigeren Regen und machte jede Anstrengung zunichte. Und wir freuten uns, dass Gärten immer auch überdachte Terrassen haben.

Im Zelt dann finde ich Regen ja schön. Es hat so was beruhigendes. Mensch darf nur nicht auf Toilette müssen. Nicht bei der Kälte.

Wir haben alle überlebt. Niemand musste in die Laube fliehen und nachdem Frühstück begaben wir uns nach Hause und ich direkt in die Badewanne.

Am Nachmittag gings dann wieder Richtung Süden. Zum Weihnachtsliedersingen des Klettervereins. Und gefühlt jede/r begrüßte mich mit: Mensch, wir haben uns ja lange nicht gesehen.

Ja, nu bin ich ja da. Und da ich einige ja doch öfter gesehen hatte, wussten auch die, die mich lange nicht gesehen hatten, Bescheid über mein Leben. Nur manche musste ich aufklären, dass es nun doch nicht in die Toskana geht, sondern nach Sachsen- Anhalt.

Ist ja fast das gleiche.

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Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit

Als vor Jahren „Too good to go” in mein Leben trat, war ich begeistert. Ich habe mir die App sofort installiert und das Angebot sehr intensiv genutzt.

Keine Lust auf Essen kochen?

Sonntag Vormittag die App checken und in einem Restaurant in der Nähe, bewaffnet mit Dosen und Gläsern, zusammen mit vier weiteren Usern die Reste des Brunch plündern. Davon konnte ich, da ich in der Regel nicht soviel zu Mittag essen, eine Woche leben. Gut eingepackt und eingefroren habe ich mir jeden Morgen eine Dose aus dem Tiefkühler genommen und musste mir keine Sorgen machen, wo ich in der sächsischen Provinz ein Mittagessen herkriege.

Mal was Neues probieren?

App checken und in diesem oder jenem veganen Laden Linsensalat und Snacks und Suppen holen. Oder mal probieren, was das afghanische Restaurant hat. Oder wie syrische Süßigkeiten schmecken.

Kein Bock auf Brot backen?

Abends die App checken und zum Bäcker um die Ecke eine Tüte Backwaren abholen. Anfangs, beim Bäcker Lukas, konnte ich sogar noch wählen, was ich gerne hätte.

Deshalb, wenn eine Party anstand, haben wir auch  reserviert und eben alle noch verfügbaren Baguette eintüten lassen.

Bei letzterem haben wir so zeitig wie möglich reserviert, aber so zeitig ging das gar nicht.

Ich habe auch zweimal beim Konsum Leipzig was geholt. Aber das war, ich muss es so sagen, Schrott. Jedenfalls das Obst und Gemüse war nicht mehr essbar.

Und preiswert war es auch. Im Durchschnitte ein Drittel des Warenwerts habe ich bezahlt. Außer natürlich im Restaurant, denn da habe ich mir die Reste ja mit den anderen Usern geteilt. Und das waren sehr viele Reste.

Inzwischen hat sich viel geändert.

Erst musste mensch schon vormittags bestellen, wenn abends etwas zu „retten“ war.

K1, die das auch sehr nutzte, und ich fragten uns da schon, wie ein Bäcker am Morgen schon wissen kann, was und wieviel abends übrig sein würde.

Mensch konnte nun auch nicht mehr wählen. Die Tüten waren fertig gepackt. Was ok ist.

Nur bei Mittags- und Frühstücksangeboten fand ich das merkwürdig, denn die gabs nun auch portioniert in Einwegpackungen. Weswegen ich das nicht mehr nutzte.

Ganz schlimm ist es seit einem? zwei? Jahren.

Mensch muss 24 Stunden im Voraus reservieren. Es ist fast egal was. Und natürlich stellt sich um so mehr die Frage, woher wissen zum Beispiel Bäcker am Donnerstag Abend, wieviel sie am Freitag Abend übrig haben werden? Also wie viele Tüten Backwaren sie „retten“ lassen können? Oder Süßigkeitenläden? Fischgeschäfte?

Es ist Schade. Der gute Ansatz der Lebensmittelrettung ist irgendwo verloren gegangen. Ich nutze die App trotzdem noch. Wenn ich am Donnerstag Abend daran denke, dass ich Freitag Abend Zeugs brauchen könnte und wenn ich schnell genug bin. Denn inzwischen sind die Sachen so schnell raus, frau glaubt es kaum.

Nur ich machs eben nicht, um Lebensmittel zu retten, sondern schlicht und einfach um zusparen.

Morgen werde ich mir mal wieder Lunch holen. Fertig eingepackt. In Einmalpackungen. Das war leider erst zu sehen, als ich auf Reservieren gedrückt hatte. Ich hatte tatsächlich die Hoffnung, dass sich das evtl geändert hat. Schließlich wissen wir doch alle, dass wir im Müll ersticken. Aber um Nachhaltigkeit geht es wohl schon lange nicht mehr. Es ist ein Geschäft.

Ps.: Ich werde meine „Überraschungstüte“ wieder abbestellen.

Und wenn ICH Lebensmittel zu viel habe, bleibt mir eh nur Foodsharing. Oder einer der Fairteiler in der Stadt. Das ist wirkliche Lebensmittelrettung.

Hier ein Link zu einem Artikel, in dem 2018 die App gefeiert wird. Das war, als die Angebote noch kurz vor Ladenschluss rein kamen

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Fast nach Hause

02.Juli 2022, Wittenberg- Torgau, 64 km

Am nächsten, und letzten Tag scheint wieder die Sonne. Was heißt Sonne. Es wird brütend heiß.

Es geht rechts und links der Elbe entlang. So richtig sieht Radfahrerin den Fluss eher selten, nur bei den Fährüberquerungen. Oder so. Es geht durch Wiesen, Wälder, Auen und Dörfer. Es gibt Bockwindmühlen zu sehen und hübsche alte Kirchen, in Priesitz sogar eine Schifferkirche  Die Schwarze Elster mündet in die Elbe in, Sie werden nie drauf kommen, einem Ort namens Elster. Dort bringt mich die Gierseilfähre wieder auf die linkselbische Seite. Es gibt hier sehr viele Fähren, gefühlt in jedem Ort, und ich könnte lustig immer die Flussseite wechseln. Will ich ja aber nicht. Ich überquere etwas, das alter Elbarm heißt, und frage mich, wie lange der Mensch wohl schon am Lauf des Flusses rumwerkelt. Die Dübener Heide wird gestreift und ich überlege ernsthaft, ob ich von meinem Ziel abweiche und durch die Heid fahre. Nach Kemberg zum Beispiel, und da mit der S- Bahn weiter.

Aber nee, ach, die kenne ich ja die Gegend, von unserem jährlichen „Kinderferienlager“, ich fahre lieber weiter.

Obwohl, kurz biege ich ab. Aber als ich an der ersten geschlossenen Gaststätte stehe, laut allen Schildern die da hängen, ist die aber offen, fahre ich weiter. Immerhin gibt es sehr viele schöne Rastplätze und Bänke. Da kann ich zwar nicht Elbe gucken, aber Landschaft ist ja auch recht hübsch. Und es gibt ja auch Seen und Teiche hier. Und naja, die Elbe auch.

Und dann, in Dommitzsch, lockt die Gaststätte zur Schah Mühle, sehr idyllisch am Ortsrand gelegen, mit großen schattenspendenden Bäumen auf dem Freisitz, zur Einkehr ein.

Na da lasse ich mich doch nicht zweimal bitten.

Das Essen, irgendwas mit Wild, ich brauche schließlich Energie, ist schon irgendwie lecker, aber sehr fettig, also nicht das Fleisch. Es ist eher so mit viel Fett zubereitet. Genau genommen schwimmt das Wildschwein im Fett.  So ohne Fett wäre das Essen sicher ganz doll lecker.

Ca 1 km nach der Gaststätte muss ich an einer Bank unter einem Baum anhalten. Mir ist ganz blümerant. Das liegt sicher an der viel zu heißen Hitze. Ich trinke ganz viel.

Und fahre ganz gemütlich weiter. Mit Pausen. Vielen Pausen. Und kaum noch einem Blick für die Natur. Ich gucke nur: Wo kriege ich Wasser her? Zum Glück bin ich ja jetzt schon in Sachsen und so braun die Leute hier auch sind, ich habe noch nie erlebt, dass mir, egal ob zu Fuß oder mit Rad, jemand die Wasserflasche nicht aufgefüllt hätte. So er oder sie denn einheimisch ist und nicht zugezogen. Also ich meine, aus irgendeiner anderen Ecke in Deutschland zugezogen. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Nur weil wir jetzt in Sachsen sind. Denn da gibt’s natürlich sehr viele Menschen, die den von weiter weg Zugezogenen offen gegenübertreten, ihnen bei der Eingewöhnung ans Mülltrennsystem helfen und sich überhaupt über die Bereicherung freuen. Die sind nur eben nicht so laut wie die, die da immer auf „Die Da Oben“ schimpfen.

Aber ich schweife ab.

In Torgau gibt es eigentlich viel zu sehen. Und weil, als ich letzten Winter mit den Enkeln dort war, die Bären im Winterschlaf waren, würde ich mich schon gern überzeugen, ob es da tatsächlich noch welche im Bärengraben von Schloss Hartenfels gibt. Die werden da seit über 500 Jahren gehalten. Zur Unterhaltung und zum Jagdvergnügen wurden da auf dem Schlosshof Bärenhatzen veranstaltet. Das ging bis 1760 so. Dann bedingt durch Kriege und damit einhergehende Heeresverpflegung war erst mal Schluss. Bis 1950. Da kam ein Museumsdirektor auf die Idee, die „Tradition“ wiederzubeleben. Zum Glück nur die der Bärenhaltung und nicht der Hatzen. Es wurden dort sogar Bären gezüchtet und an Zirkusse verkauft. Heute sollen da noch zwei leben. Ich war da als Kind und begeistert. Als ich mit den Enkeln dort war, haben die die nicht vorhandenen Bären bedauert, wegen des Grabens.

Ich sehe die Bären auch heute nicht. Mir ist zwar etwas besser, aber nicht gut genug, um Bären zu gucken. Außerdem! Wie konnte ich das vergessen, ist Landesgartenschau in Torgau. Ich Depp. Und mit dem 9-€- Ticket sind ja sicher alle da.

Sind sie. Und ziemlich aggressiv. Ich schaffe es trotzdem in die S- Bahn. Und versuche die Gespräche um mich herum an meinen Ohren vorbei sausen zu lassen.

Zu Hause lege ich mich darnieder. Und stehe erst 2 Wochen später wieder auf. Entweder es war zu heiß, oder das Wildschwein krank, in zu viel Fett ertränkt, oder eine Mischung aus beiden.

War trotzdem schön. Und nach so ner Radtour 2 Wochen im Bett liegen, ist ja auch ok. So zum Ausruhen.

Den Weg zu finden haben mir geholfen:

Elberadweg Stromaufwärts von bikeline ISBN 978-3-85000-866-2

und

Offizielles Elberadweg Handbuch ohne ISBN, das lag mal irgendwo in einer Touristeninfo rum und ich habs geistesgegenwärtig eingesteckt

und die App Komoot natürlich

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Es regnet im Gartenreich

  1. Juli 2022, 40 km

Am Morgen weckt mich der Regen.

Fahr ich erstmal ins Bauhaus. Da gibt es ein nettes Café, wo ich gut frühstücken kann. Es gibt auch überdachte Freiflächen, wo frau eine Zigarette zum Café genießen kann.

Dann fahre ich durchs Gartenreich Wörlitz- Dessau.

Es regnet nicht immer. Aber die Sonne lässt sich natürlich auch nicht blicken.

Immerhin ist das Wetter gut genug, dass ich gemütlich trödeln, oft anhalten und mir alles ganz genau angucken kann. Ich mache auch sehr viele Fotos. Aber die hat, wie schön häufig erwähnt, dieser fiese Dieb aus Paris.

Das Wetter ist dann aber doch nicht gut genug, um durch den Wörlitzer Park zu fahren bzw., ich weiß gar nicht, ob mensch dort Fahrrad fahren darf, zu lustwandeln. Ich lassse den Park links, nein rechts liegen.

In Coswig wechsle ich mittels Fähre die Flusseite und bin trotz aller Trödelei ziemlich zeitig in Wittenberg, der Lutherstadt.

Ich schaffe gerade noch eine kleine Rundfahrt durch die Stadt und natürlich am Dom vorbei, da fängt es an zu regnen. Also richtig dolle an zu regnen. Und kalt wird es auch. Ein richtiger Wettersturz.

Ich flüchte mich zum Wittenbürger unter einen Schirm, auch das Fahrrad darf mit drunter und genehmige mir einen sehr leckeren Burger. Und ein Bier.

Dann darf ich endlich einchecken in der Cranach- Herberge.

Die ist schon ganz schön nobel. Aber die Mönchszimmer sind preiswert. Ich habe natürlich so ein Mönchszimmer. Um das zu erreichen, muss ich den Turm erklimmen. Und es ist natürlich mit Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche. Es gibt aber auch Leseecken. Also da sind auch Bücher.

Die Herberge gehört zum Cranachkomplex, weswegen frau, auch wenn sie im Mönchszimmer wohnt, ermäßigten Eintritt zum Beispiel zur Cranachausstellung hat.

Aber es hat aufgehört zu regnen, da strolche ich lieber durch die sehr schöne Stadt.

Es gibt überall Schilder, wer hier alles gelebt hat. Ich kann Ihnen sagen, in Wittenberg haben ja so viele berühmte Menschen gelebt. Es ist unfassbar. Allerdings lese ich von manchen zum ersten Mal und habe sie auch sofort wieder vergessen.

Nachts ist es sehr laut. Das liegt möglicherweise an den Gassen. Es scheint in Wittenberg nur Kulturinteressierte oder Assis zu geben. Touristen, die sich lautstark verabschieden, Jugendliche, die Hipp Hopp hören, irgendwelche Männer, die sich prügeln. Aber, obwohl ich heute nicht sehr weit gefahren bin, bin ich erschöpft und schlafe irgendwann wider des Lärms ein.

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Zuvielgepäck

30. Juni 2022, Schnakenburg- Dessau, 55 km

Wie Sie wissen, schleppe ich ja Zeltkram mit. Wiegt zwar nur 2 Kilo, aber trotzdem.

Vor Hamburg den Zeltplatz habe ich verpennt. Den heutigen ins Aken lasse ich bewusst aus. Für morgen ist nämlich Regen angesagt. Und nasses Zelt einpacken? Nee. Ich buche ein Zimmergleich neben den Meisterhäusern in Dessau und kann mir die Stadt wenigstens noch bei Sonnenschein ansehen. Den ganzen Zeltkram habe ich bis auf den Schlafsack also umsonst mitgeschleppt.

Von Schönebeck weg muss ich erstmal zurück an die Elbe. Es ist sehr heiß, aber nachdem ich die Vororte Magdeburgs hinter mir gelassen habe, wird der Weg sehr schön.

Ich will nach Pömmelte, dieses Ringheiligtum betrachten. Die Kreisgrabenanlage stammt aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Etwas über einen Kilometer daneben findet mensch die von Schönebeck. Ich nicht. Dabei ist zumindest der ehemalige Ritualort bei Pömmelte ausgeschildert.

Ich finde nicht hin. Dafür finde ich Menschen, die auch nicht hin finden.

Merkwürdig.

Über Barby und Walterniendorf fahre ich mal links, mal rechts der Mittelelbe durch eins der ältesten Biosphärenreservate nach Aken. Es ist wirklich sehr schön. Es geht durch Wald und Heiden, durch Ortschaften und es gibt viele Rastplätze für Radfahrerinnen und Elbguckerinnen. Die Flussüberquerungen finden ausschließlich per Fähre statt.

Ab Aken geht es nur noch durch Wald bis Dessau.

Meine Unterkunft ist wie gesagt, gleich neben den Meisterhäusern. Ein Zimmer bei einer etwas schrulligen, aber netten Künstlerin, die sich zu mir auf die Couch setzt und ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich darf den idyllischen Garten mitbenutzen. Das ist gut, denn als ich von meiner Stadtbesichtigung nach Hause komme, ist das Haus abgeschlossen und der Schlüssel passt irgendwie nicht. Zum Glück kommt die Wirtin nach Hause, als es etwa 30 min regnet und der Sonnenschirm seine Funktion als Regenschutz aufzugeben beginnt.

Aber erst schau ich mir die Stadt an. Bauhaus ist immer spannend. Für mich. Es wird leider viel gebaut.

Am Georgium gönne ich mir ein sehr gutes Abendessen. Wenn Menschen von Dessau- Rosslau sprechen, denken sie ja immer an den Wörlitzer Park. Das ist auch gut so. Aber der Wörlitzer Park ist eben nur ein Teil des Gartenreiches Dessau- Wörlitz. Und das Georgium ein anderer. 1780 ließ Prinz Johann Georg ein kleines Landhaus errichten und dessen Umgebung zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten. Mit vielen klassizistischen Bauten und Skulpturen, wie es eben damals Mode war und als romantisch galt. Das kleine Landschloss beherbergt heute die Anhaltinische Gemäldegalerie. Mir ist aber nicht nach Gemälden, also diniere ich im „Am Georgengarten“, bevor ich dann in dem anderen Garten auf die Wirtin warte.

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Weihnachtsmarkthopping

Ich musste die Erzählung von der Elbradtour im letzten Jahr unterbrechen, weil ich im Kurzurlaub war. In Wien.

Eine Freundin hatte mich gefragt. Und sie hatte auch gleich gesagt, dass sie da auf den Weihnachtsmarkt wolle, der ja in Wien schon ab Mitte November geöffnet ist.

Nun bin ich keine Freundin von Weihnachtsmärkten. Da sind mir zu viele Menschen. Irgendwann zu viele betrunkene Menschen. Und der Glühwein schmeckt auch überall gleich.

Trotzdem. Warum nicht. Wien ist immer eine Reise wert und so ein Weihnachtsmarktbesuch bringt mich nicht um. Und vielleicht ist es ja im November noch nicht so voll.

Also sind wir am Samstag über Dresden, Prag und Brno nach Wien gefahren, wobei ich anmerken möchte, dass in dem tschechischen Zug die Toiletten durchgängig sauber waren und ständig ein Mensch mit Wägelchen durchkam, der neben Kaffee auch Tee und Kaltgetränke sowie diverse Snacks zu absolut annehmbaren Preisen anbot.

In Wien hatten wir ein Zwei- Bett- Zimmer in so einem Hostel gebucht. Das mit dem ohne Personal und digital einchecken scheint ja sehr in Mode zu sein. Im Hostel in Wien bekamen wir einen QR Code aufs Handy. Der funktionierte mal und mal nicht. Den anderen, auch den jüngeren Gästen, ging es nicht besser.

Ansonsten aber war alles tippi toppi und strategisch günstig in Fünfhaus lag es auch.

Nachmittags angekommen, haben wir uns sofort auf den Weg zum Weihnachtsmarkt am Maria- Theresien- Platz gemacht, sind mit der Straßenbahn schon an Gassen mit so Weihnachtsmarkt vorbei gefahren, haben uns verlaufen und waren erst im Museums- Komplex, wo wir unser erstes Getränk zu uns nahmen. Die Freundin tatsächlich einen Glühwein, ich gleich einen Punsch. Und weil auf dem Maria- Theresien-Platz nicht so leckerer Punsch angeboten wurde, sind wir zu diesen Gässchen gelaufen und haben uns durch den Weihnachtsmarkt Am Spittelberg gedrängelt.

Um es gleich vorweg zu nehmen. Die Vielfalt ist überall groß, aber am vielfältigsten und leckersten ist das Punschangebot Am Spittelberg. Wir haben da jeden Abend unseren Schlummertrunk genommen.

Sonntag dann, frau ist ja nicht nur des Trinkens wegen da, Kultur. Und weil die Freundin das schon immer wollte, sind wir sogar Fiaker gefahren.

Und abends dann die Weihnachtsmärkte Am Rathaus, Am Stephansdom, vielleicht auch am Freyung und Am Hof. Ich weiß es nicht. Es gibt 7 oder 8 offizielle Christkindlmärkte und Weihnachtsdörfer, wir waren in  allen außer in Schönbrunn und ein paar nicht in der Homepage der Stadt genannten. Am Schloss Belvedere waren wir erst Montag . Das weiß ich genau. Dort ist es sehr hübsch. So mit dem Schloss und so. Aber irgendwie auch sehr teuer.

Aber vorher waren wir noch im Hundertwasserhaus bzw am. Und im Hundertwasservillage. Das ist ja Pflicht. Am Montag schien sogar die Sonne und so Sachen wie Parlament und Oper und Burgtheater sahen gleich viel freundlicher aus.

Ich habe ja das Problem mit der gestohlenen Kamera und versuche mich nun wieder mit meiner Coolpix zu arrangieren. Hm, nuja, wenn frau besseres gewohnt ist. Vor allem ist diese Kamera viel zu groß und unhandlich-

Im Café im Hundertwasserhaus haben wir Sachertorte gegessen. Und die war viel leckerer als im Café Sacher. Da waren wir Dienstag. Am Wochenende standen da immer furchtbar viele Menschen an und wir haben uns sehr gewundert. Aber Dienstag konnte mensch ohne großes TamTam hinein spazieren.

Bevor es dann am Dienstag zum Zug nach Hause ging, haben wir am Stephansdom noch einen letzten Punsch getrunken.

Und dann gings mit der DB über Nürnberg zurück. Der Zug aus Dortmund kam in Wien schon mit 30 Minuten Verspätung an, holte dann in Osterreich auf, nur um die Zeit in Deutschland wieder zu verlieren. In Deutschland wurde die Verspätung mit Verspätung im Ausland begründet, die Toiletten waren unbenutzbar und es kam exakt einmal ein Mensch mit Kaffee durch.

Zum Glück hatte aber unser Zug nach Leipzig auch Verspätung, so dass wir ihn in Nürnberg bequem erreichten.

Fazit des Urlaubs. Mit dieser Freundin kann ich gut Urlaub machen (wir waren schon gemeinsam in der Maramures und am Baikal), Wien ist immer eine Reise wert und Weihnachtmarkthopping ist eigentlich recht lustig, wenn es eine große Auswahl Punch gibt.

Fotos von Coolpix und Smartphone, unsortiert. Draufklicken- Ganz gucken

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